Chronik Mörtersdorf

 

Inhaltsverzeichnis

1.  Geleit 02
2.  Nostalgisches 03 - 07
3.  Geschichte 08 - 36
4.  Der Grasel 37 - 43
5.  Bürgermeister 44
6.  Ehrenbürger 45
7.  Die Volksschule 46 - 54
8.  Lehrer an der Volksschule 55
9.  Freiwillige Feuerwehr 56 - 61


1. Zum Geleit

 

Liebe Mörtersdorfer Mitbürgerinnen und Mitbürger!

Die Einweihung des neuen Zeughauses und des Gemeinschaftsraumes der Feuerwehr MÖRTERSDORF, bei dessen Neubau viele freiwillige und unbezahlte Arbeitsstunden geleistet wurden, stellt wieder einen Mosaikstein in der Geschichte des Ortes dar.

Die Gemeinde Rosenburg-Mold hat sich bemüht, aus den vielen kleinen und großen Ereignissen in der Ortschaft Mörtersdorf die wirtschaftliche und geschichtliche Entwicklung dieses Dorfes darzustellen. Diese Aufarbeitung ist eine Fortsetzung des vor einigen Jahren herausgebrachten Buches „Eine Waldviertler Gemeinde auf dem Weg ins Jahr 2000“. Viele Unterlagen konnten aus ortseigenen Beständen gesichtet und aufgearbeitet werden. Uns ist aber bewußt, daß diese Ortschronik nicht vollständig sein kann, da über gewisse Zeitabschnitte Unterlagen nur sehr spärlich oder überhaupt nicht vorhanden sind. Es wurde aber trotzdem dieser Versuch gemacht und wir hoffen, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, daß Sie damit sehr viel Freude haben mögen. Vielleicht konnte auch einiges für immer dem Vergessen entrissen und manche Erinnerung wachgerüttelt werden. Die im Jahre 1988 geschaffene Flügelmappe soll die Bindung mit den anderen Ortsteilen zur gemeinsamen Gemeinde Rosenburg-Mold bilden.

Ich darf allen, die bei der Entstehung dieser Ortschronik mitgearbeitet haben, recht herzlich danken und gleichzeitig ersuchen, sollten Sie noch Fakten wissen, die nicht aufgezeichnet wurden, diese uns bekanntzugeben bzw. auch vorhandenes Bildmaterial der Gemeinde zu überlassen, damit bei einer sicher kommenden Neuauflage auch diese uns vorläufig unbekannten Details eingearbeitet werden können.

Durch die Errichtung des neuen Zeughauses und des Gemeinschaftsraumes soll auch in Mörtersdorf dem Gedanken der Dorferneuerung zum Durchbruch verholfen werden.

Als Bürgermeister der Gemeinde Rosenburg-Mold darf ich, sehr geehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger, hoffen, daß dieses neu errichtete Zeughaus mit dem Gemeinschaftsraum und die Ortschronik bei Ihnen Anerkennung findet.

Ich wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute und bitte Sie weiterhin um gute Mitbürgerschaft und gedeihliche Zusammenarbeit.

ÖR Ing. Heribert STROMMER
Bürgermeister

 

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2. Nostalgisches

 

Waldviertler Heimatlied

(Josef Fuchs - Ullrichs)


Hoch vom Nebelstein bis zum Manhartsberg
und vom Raabser Wald bis zur Wachau;
von der Thaya Flur bis zum Donaustrand
und zur Isperklamm vor´m Strudengau;
Schön zur Sommerszeit, schön im Winterkleid,
grüner Heimatwald, sei mir gegrüßt!

Wo sich Burg an Burg an den Hügel reiht,
selbst im Schutt von Sagen noch umwebt;
Wo im Talesgrund mächt´ger Türme Bau,
ein Jahrtausend überlebt.
Schön zur Sommerszeit, schön im Winterkleid,
grüner Heimatwald, sei mir gegrüßt!

Wo das Mohnfeld blüht, still die Saat sich wiegt,
scheu das Reh am Waldessaume lauscht;
Wo der Vogel singt, frohes Lied erklingt,
Kindertraum aus tausend Quellen rauscht;
Schön zur Sommerszeit, schön im Winterkleid,
grüner Heimatwald, sei mir gegrüßt!


´s Woidviert´l

(Josef Allram)


Wo onders konn´s scho schöner sein,
Jo mei, dös loß i zua,
Wia neid´n neamt, uns is´s bei uns
Grod schön und sauba gnua

San uns´re Berg a d´höchern nöt,
Zum segn san´s deswegn do.
Uns san ma ob´n und schaun ins Tal,
So san ma deand a - froh.

´s gibt größ´re Wossa wia bei uns -
Solln´s groß sei, jed´s wia´s wül
Da Kamp und d´thaya kinnan a,
Wonn´s reg´nt, beinoh scho z´vül.

Es wochst a Wein, es wochst a Troad,
A Hoban wochst, a Gros.
Und wochst a´s Ollerschönste nöt,
Mocht nix, es wochst hoit wos.

Und unsre Stadt´ln unsre Märk´
Ma geht´s bold aus, ´s wohr,
Der´s ober heuer ausgeht, secht´s,
Kimmt wieder gern auf´s Johr.

Soll´n d´Ondern lob´n, wos s´woll´n,
I lob´s Woidviertl mei gonz´s Leb´n:
Mir hot´s dos Liabste auf da Welt,
Mir hot´s mei Muata geb´n!


 

Da Horner Bod´n

(Moriz Schadek)

Am Horner Bod´n - wer´n eppa kennt -
Da siacht ma weit hin, ent und drent;
Und vül is, was si da befindt.
I bi dem Horner Bod´n guat gsinnt!

Fraunhofen, Bernhard, Poigen, Strög´n,
Burgstall, Fuglau all´s könnts segn.
Stift Altenburg, der Turm verkündt:
I bi dem Horner Bod´n guat gsinnt!

Und Mödring, wias im Grabn liegt drunt,
Da hat man nur a Viertelstund
Ins Himmelreich; geht´s wo so gschwind?
I bi dem Horner Bod´n guat g´sinnt!

Schauts her, Drei Oachan griaßt vo drobn.
Teits d´heilige Maria lobn;
Sie hülft in Krankat, Schuld und Sünd,
Is a dem Horner Bod´n guat gsinnt!

Und drahts enk um, sechts wunderschen
Die Rosenburg am Fölsn stehn;
Den Kamp sechts net, weil der z´tiaf rinnt.
I bi dem Horner Bod´n guat gsinnt!

Mold, Broatnoa, Mühlfeld und dort
Am Horner Wald der höchste Ort.
Gell ja, ihr schauts enk bald schon blind.
I bi dem Horner Bod´n guat gsinnt!

Jetzt san ma firti bald amol;
Da habts no drunten ´s Taffatol.
Da is hübsch kühl und geht koa Wind.
I bi dem Horner Bod´n guat gsinnt!

Und ganz auf d´letzt - sche mitten grod -
Zuag i enk ´s Beste: D´Horner Stodt!
Sei Hoamat lasst koa Mensch net hint!
I bi dem Horner Bod´n guat gsinnt!


´Hoamweh

Summa ist - ´s Kroamat wird gmaht - da Baua is fleiße aum Werka -
d´ Lerchal singan aum Feld und drentn aum Haung bliat a Distl -
A Reh mit an Jungan schleicht lansam am Woidrond daher -
und untn im Boch stengan d´Fischal.

Bleib do, singt da Wind, bleib doch do, gaunz leis hör ihn flüstan -
A Hos sitzt hinta an Bam und putzt si de Nosn -
und da Specht klopft ma zua - bleib do, blei doch do -
A poar Käfer kreun gschaffte aum Bod´n um,
ois hättn´s wos B´sundas zan suacha.

A Sunnstroil - gaunz g´schamig zwischen de Bam -
trifft an Fliagnpüß - der zagt volla Freid seine Forbm.
Wia leicht wird dir do ums Herz, waunst do zuaschaust.
No amoil herast´as gonz laut - bleib iatzt do - bleib do.

.......Doch auf amoi, so ois wa da Sturm einig´fahrn - is ollas vaschwund´n.
Du stehst wida drinn in da Stodt zwischen d´Häusa - und auf da Stroßn de Autos,
de quietschn und stingan gottsfürchtli.

De Leit, de hostn und rennen daher - ois kamat da Teife hint´nocha.
Net oana bleibt steh und sogat a Wort - net amoi Griaß Gott.
Und du stehst so do und woast net recht weida.

Erscht noch und noch do wird dir des klar -
daß de G´schicht zerscht vom Laund desHoamweh woar.

 

Maria Dreieichen - Lied

(für 1 oder 2 Singstimmen mit Orgel)

Lied für die Wallfahrer zur „Schmerzhaften Gottesmutter von Dreieichen“.

Gedichtet von P. Alois Mair, O.S.B..
Komponiert von Franz Rupprecht (Regenschori in Maria Dreieichen 1928 - 1950)
Sr. Hochwürden Herrn P. Ludwig RABENSTEINER im Jahre 1929  gewidmet.

Nie, auch in den schwersten Tagen,
brauchen kleinlich wir verzagen,
stets in Not und allen Sorgen
sind wie Kinder wir geborgen:
Wenn wir flehen, wenn wir ziehen,
wenn wir frohen Herzens ziehen,
zu der milden, schmerzensreichen,
Gottesmutter von Dreieichen.

Wenn der Himmel sich verdunkelt
und kein Sternlein droben funkelt,
wenn mit lautem wilden Grausen
Wetterstürme ringsum brausen:
Laßt uns flehen, laßt uns fliehen,
laßt uns frohen Herzens ziehen
zu der milden, schmerzensreichen
Gottesmutter von Dreieichen.

Wenn der Fürst der Feuergründe
mit dem harten Band der Sünde
unsre Herzen will umschlingen
und uns tödlich niederringen:
Laßt uns flehen, laßt uns fliehen,
laßt uns frohen Herzens ziehen
zu der milden, schmerzenreichen
Gottesmutter von Dreieichen.

Wenn uns einst die Augen brechen,
wollen flüsternd wir noch sprechen:
Mutter, hilf im letzten Streite,
komm und gib uns das Geleite,
hin zum strengen Richterthrone
führ Du uns zu Deinem Sohne,
holde Frau, Du ohnegleichen,
Schmerzenmutter von Dreieichen.

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3. Geschichte

 

Der Ort Mörtersdorf zählt zur Siedlungsreihe des Grabendorfes.

Die Leitlinie bildet ein kleiner Bach. Dieser Bach im Zentrum der Siedlung zerlegt die Dorfstraße in zwei gleichlaufende Randstraßen, typisch für ein Grabendorf und für viele Angerdörfer.

Entlang des Gerinnes ist bereits ein unregelmäßig ausgebildeter Länsanger ersichtlich. Dieser Innenraum der Siedlung ist im oberen und unteren Abschnitt durch je zwei Hausparzellen verbaut worden. Im nordseitigen Baublock ist eine lineare Reihung der Höfe deutlicher ausgeprägt als im südseitigen. Die Hauparzellen haben überwiegend eine Längsrechteckform erhalten. Mörtersdorf ist ein Grabendorf mit einer Frühform eines Angers, der hier jedoch noch keine Grünfläche aufweist.

Formalelemente des Grabendorfes:

  1. Leitlinie dieser Type ist immer ein Gerinne, ein Bach. Dadurch wird die Lage der Siedlung vorbestimmt (vorgegeben).
  2. Entlang des Gerinnes befindet sich ein ungleich ausgebildeter zentraler Ortsraum.
  3. Dieser Ortsraum wird größtenteils von Straßen eingenommen. Grünflächen sind selten.
  4. Durch das Gerinne kommt es zu einer Teilung der Dorfstraße in zwei gleichlaufende Randstraßen.
  5. Die Hausparzellen sind in einer länglichen Rechteckform ausgebildet.
  6. Die Gehöfte zeigen noch eine uneinheitliche Reihung.
  7. Die Siedlung entwickelt zwei Baublöcke, die ebenfalls noch uneinheitlich sind und einen ungleichen Abschluß zur Flur aufweisen.
  8. Der Ortsried nimmt immer deutlicher eine Rechteckform an.

Damit ist die Siedlungstype Grabendorf gebildet. Es ist innerhalb des Ausbildungsstadiums der Siedlungsformen nur ein Entwicklungsglied oder ein Vorläufer des Angerdorfes. In welcher Form vollzog sich nun der weitere Übergang vom Grabendorf zum Angerdorf?

Wesentliche Elemente des Angerdorfes - wie ein Gerinne im Zentrum der Siedlung, weiters der zentrale Ortsraum und das Vorhandensein von zwei Baublöcken - sind im Grabendorf bereits gegeben.

Die Weiterentwicklung vollzog sich hauptsächlich in einer exakten Fomung des Ortsraumes zu einem Anger, dann durch eine Umbildung der Hausparzellen zu gleichen längsrechteckigen schematischen Formen und schließlich die Gestaltung der Baublöcke ebenfalls zu einer Längsrechteckform. Durch eine Weiterführung dieser drei Elemente - Anger, Hausparzellen und Baublöcke - entwickelte sich das Grabendorf zum Angerdorf.

Die Ortsbezeichnung Mörtersdorf, Mördersdorf, Mertersdorf, Merteinsdorf, Mertensdorf, Mertenstorff, heißt eigentlich richtig Martinsdorf, wie es eine Urkunde aus dem Jahre 1435 bezeugt. Darin heißt es:

„1435, an dem 8. Tag der heiling unschuldigen Kindlein bekennt Lorenz Abtmaier, gesessen zu Martinsdorf (Mertensdorff) für sich und seinen Sohn Kaspar, daß sie auf ihrer beider Lebzeiten vom Stifte Altenburg ihren Hof zu Martinsdorf in Garscher Pfarre und Gericht mit aller Zugehörung, ausgenommen den jährlichen Grunddienst auf ihren Holden und Überländ in Bestand erhalten haben, gegen jährliche 5 Muth Getraid, nämlich 1 Muth Waitzen, 1 Muth Korn und 3 Muth Hafer Kastenmaß, und daß der Hof erhalten werde“.

Diesen Hof gab Altenburg im Jahre  1447  dem Ulrich Eytzinger, Hauptmann zu Eggenburg, gegen einige Gülten zu Pfaffstetten.

Aus allem diesen erhellet ferner, daß es noch irriger sei, daß dieser Ort, wie manche behaupten wollen, Mördersdor f heiße, zu welcher Benennung folgende Sage die Veranlassung gegeben haben soll:

„Zwei Brüder aus dem Geschlechte der CHUENRINGER hausten im grauen Mittelalter wie bekannt in der Gegend von Horn; der eine zu Mödering, der andere um Mertersdorff. Letzterer sah die Gemahlin des Möderingers gern, was aber dem Bruder nicht behagte, daher er ihm derbe Vorwürfe machte. Der Bruder, von Leidenschaft verblendet, sann auf Mord. Um diesen auszuführen, lud er den Möderinger zu sich zu einem Imbiß, welche Einladung er auch arglos annahm und mit seinem sechsjährigen Sohne auch bei ihm erschien. Als nun der Möderinger mit seinem Knaben nach seiner Burg wieder heimkehren wollte, wurde er überfallen und gemordet, den Knaben aber ließ man laufen. Bei seiner Nachhausekunft sagt dieser aus: Er habe von den feigen Mordgesellen verstanden, daß sie von seinem Ohm zum Morde seines Vaters bedungen waren. Dem Ohm konnte indeß doch nichts erwiesen werden und er blieb dem äußeren Anschein ruhig auf seiner Burg sitzen; in seinem Inneren tobte es aber in kurzer Zeit nach der blutigen Tat um so unruhiger. Als er sein Ende nahen fühlte, ließ er den nun herangewachsenen Neffen zu sich rufen. Dieser aber verweigerte es, dahin zu kommen, weil er geschworen hatte, nie die Türschwelle des Hauses seines Ohms mehr zu betreten. Der Ohm ließ ihn nochmals zu sich bitten und ihm bekanntmachen, er wolle ihn zum Erben einsetzen. Der Neffe aber kam auch diesmal nicht. So starb denn der Ohm; der Neffe kam jetzt und machte folgenden Gebrauch von den ererbten Gütern:

Das Schloß befahl er sogleich niederzureißen und die Steine gab er allen frei, die Lust hatten, sich dort anzusiedeln. Den neuen Ort nannte er MÖRDERSDORF, verkaufte ihn aber sogleich mit dem Bedinge, daß der Käufer diese Ortsbenennung beibehalten müsse. Den Kaufschilling aber gab erzu frommen Stiftungen hin, die arme Seele seines Oheims zu erlösen.“

Nach dieser Sage sollte man wohl vermeinen, daß Mörtersdorf von dieser Begebenheit den Namen „Mördersdorff“ erhalten habe, allein aber, wie wir aus Urkunden zeigten, ist dies nicht dem so, denn die Benennung Mördersdorff ist ganz falsch und nur leichthing auf eine nicht glaubwürdige Mythe gestützt. Vielmahr sollte der Ort, wie ursprünglich, noch immer

Martinsdorf genannt werden.

Im Jahre  1514  war Veit  Salchinger Besitzer von Mörtersdorf und Breiteneich und kaufte zur selben Zeit die öde „Veste Wysendt„ mit allen dazugehörigen Rechten und Gerechtigkeiten von Christoff  FEYRTAGER. Salchinger scheint 1554 gestorben zu sein, weil Thomas TACHSBERGER, Bestandsverwalter zu Eggenburg, und Hans Conrad THALHAIMER, seiner Majestät Diener, zu „Comissären“ bestimmt wurden, da nach Salchinger Tod die Lehen zur Hälfte dem Kaiser anheim fielen, die Lehen zu beschreiben und zu schätzen bestimmt wurden, was auch von diesen am 22. November  1 5 5 4  geschah.

1602  wurden Adam POLÄMI und dessen Bruder Wolf von Kaiser Rudolf II. mit den drei „öden Vesten Wysendt, Sachsendorf und Mörtensdorf“ belehnt.

1622  erscheint die Witwe des Genannten, Barbara POLÄNI, geborene von Schalarberg, als Besitzerin von Wisendt, Sachsendorf und Mörtersdorf, wo es heißt, daß im Winter des Jahres  1619  während der damaligen Landesunruhen eine Truppe das Schloß Wysendt von der hinteren Seite her über das Eis durch die Fenster mit Leitern erstürmt und ihrem Anhange durch das Tor den Eingang eröffnete, hierauf im Schloß alles aufsprengten und verwüsteten, ihr und ihren Kindern bis auf wenige Kleidungsstücke alles vom Leibe rissen. Ihre 18 Untertanen zu Mertersdorff wurden von den Feinden zusammengehauen und ihre Häuser bis auf drei völlig eingeäschert, ihre 2 Untertanen zu Amelsdorf wurden getötet, die Häuser in Sonndorf niedergebrannt, Ziersdorf verödet.

Nach Barbara POLÄNI, und zwar  1626  erscheint Hans Sigmund von KIRCHBERG als Besitzer von Limberg, Wisendt, Sachsendorf und Mörtersdorf.

Im Jahre  1654  erscheint als deren Besitzer dessen Tochter Anna Sidonia, welche mit dem Freiherrn von SONDERDORFF vermählt war. Diese reichte 1654  bei den Niederösterreichischen Verordneten eine Attestation ein, daß von ihrem zum Gute Wysendt gehörigen „55 Untertanhäusern“ noch „dato 38 ganz öde Häuser sich befinden und zwar zu Mertersdorff 10, zu Wetzdorff 1, zu Purkstall 8, zu Sachsendorf 10, zu Buttendorf 4, zu Ziersdorf 3, zu Sonndorf 2, daher insgesamt nur 17 aufrechte Häuser verbleiben“.

Zufolge Erbserklärung vom 29. Juli  1684  wurde Franz Freiherr von BORSCHITTA (erscheint auch als Worschata und Wurschatta), derzeit in kaiserlichen Kriegsdiensten stehend, des ganzen Vermögens der Witwe obgedachter Anna Sidonia, Feiin von SUNDERDORF, (Sonderndorf), geborene von Kirchberg, daher Limberg, Wisendt und Sachsendorf an BORSCHITTA kommen. Von Mörtersdorf ist zwar keine Erwähnung mehr, dürfte aber wahrscheinlich bei obigen Besitztümern geblieben sein. (Der Ort war vollständig verödet) Zufolge Testamentes vom 21. Dezember  1728  setzte Franz Rudolf, Freiherr von BORSCHITTA seine Gemahlin Katharina, geborene Freiin von Walldorf, als Universalerbin ein; seinen beiden Töchtern vermachte er je 8.000 Gulden.

Nach dessen Tode am 26. Mai  1729  trat nun die Witwe in den Besitz und wurde  1730  von Kaiser Karl IV. mit selben belehnt. Von ihren Töchtern starb bald Antonia; die zweite Tochter Josefa vermählte sich mit dem Grafen von BREDA. Ihre Mutter starb  1740 und so gingen diese Herrschaften an die Tochter Josefa über, welche mit dem Grafen BREDA nun auch Besitzerin der Herrschaft Geyersperg in Böhmen war.

1755  kaufte dann das Stift Altenburg von den Töchtern BREDAS die Güter Limberg, Wisendt und Sachsendorf.

Die Besitzung Mörtersdorf sollen die Töchter Bredas den Mörtersdorfern geschenkt haben.

Das Schloß St. Martin„ stand einst auf dem Schloßberg in Mörtersdorf und die halbe Mauer gegen Süden ist noch als alte Schloßmauer am ehemaligen Schulgebäude von Mörtersdorf bis zum Giebel zu sehen gewesen. Dieser Hügel hieß auch Schubberg, da aus den Ruinen des alten Schlosses ein Bauwerk, bestehend aus zwei „schlechten“ Zimmern errichtet wurde, welche zur Einquartierung der Schüblinge sowie der Gemeindearmen verwendet wurden.

Im Jahre  1656  entstand der Wallfahrtsort Maria Dreieichen (siehe Wallfahrtskirche Maria Dreieichen, Geschichte und Beschreibung von Abt Bernhard Naber, O.S.B. und Peter Berthold Koppensteiner O.S.B.)

Mörtersdorf war aber nach Gars am Kamp eingepfarrt. Kaiser Josef II. (1780 - 1790) wollte mit seinen Reformen ein neues Zeitalter heraufführen. In seiner Vernunftreligion gab es keinen Platz für das Gebet und die Wallfahrt. Wurde Maria Dreieichen schon 1782 durch die Aufhebung der Einsiedlergemeinschaft direkt getroffen, so erst recht 1783 durch das Wallfahrtsverbot: alle Wallfahrtskirchen, die nicht zugleich Pfarrkirchen waren, wurden gesperrt, der Gottesdienst eingestellt und das Kircheninventar eingezogen. Bis ins 16. Jahrhundert hatte es in Mold eine Pfarre gegeben (siehe Chronik Mold), in der Reformationszeit wurde der Besitz der Pfarre eingezogen und Mold der Pfarre Riedenburg (Horn) eingegliedert. Nun wurden beide Kirchen, Mold und Riedenburg, abgebrochen. In der neuen Pfarrordnung wurde Maria Dreieichen mit den Gemeinden Mold, Mörtersdorf und Zaingrub Pfarre und dadurch war die Wallfahrtskirche gerettet. Somit gehörte Mörtersdorf seit 1783 zur neu errichteten Pfarre Maria Dreieichen.

1788  soll das ganze Dorf Mörtersdorf abgebrannt sein. Die Ursache des Brandes war ein Fuhrmann, welcher mit einem mit Wolle beladenen Wagen ins Dorf einfuhr, wahrscheinlich durch Unvorsichtigkeit mit dem Tabakfeuer den Wollwagen entzündete und dadurch das ganze Dorf in Brand steckte.

Am 20. November 1815 wurde in Mörtersdorf Nr. 2 der „höchst gefährliche Raubmörder“ JOHANN GEORG GRASEL  gefangen. (Das ursprüngliche Graselhaus wurde 1929 abgerissen. Es existiert davon jedoch eine Fotografie.)

Johann Georg Grasel, geboren am 20. April 1790 in Neu - Sarowitz, Sohn des Thomas Grasel und der Regina, geborene Fleischmann, wurde am 31. Jänner 1918, einem nebeligen Samstag, vor dem Neutor auf dem Glacis in Wien, ungefähr in der Gegend der heutigen Roßauerkaserne, durch den Strang hingerichtet.

1823 wurde ein Katasterplan der Gemeinde Mörtersdorf samt Enclave „Geyersdorfer Wald“, Viertel ober dem Manhartsberg, erstellt. Dieser Katasterplan ist vollständig erhalten und es scheinen folgende Riedbezeichnungen auf:

„Im Grund, Gemerck, Stiekel, Edelfeld, Kothäcker, Furt, Wiesboden, In der Au, Mitterfeld, Saulacken"“

 

 „DEFINITIVE GRÄNZBESCHREIBUNG DER GEMEINDE MÖRTERSDORF
SAMT ENCLAV GEYERSDORFER WALD AUS DEM JAHRE  1823:

(Auszugsweise)

DAS GEBIETH DER GEMEINDE MÖRTERSDORF SAMT DEM ENCLAV GEYERSDORFER WALD; HAT VON OSTEN NACH WESTEN 2025 GRAD LÄNGE UND VON SÜDEN NACH NORDEN 1210 GRAD BREITE.

ES WIRD NÖRDLICH VON MOLD; STOCKERN UND KÜHNRING, ÖSTLICH VON REINPRECHTSPÖLLA, SÜDLICH VON REINPRECHTSPÖLLA UND LOIBERSDORF, DANN NONNDORF, ÖSTLICH ABER VON ZAINGRUB BEGRENZET.

Mold

Dem Anfange wird bey den am Acker des Leopold Dekom stehende Stein gemacht, wo die drey Freyheiten Mold, Zaingrub und Mörtersdorf zusammenstoßen, von hier nach 18,60 erreicht sie einen Stein am Ackerecke des Genannten, macht einen Winkel von 91 Grad, wendet sich nach Osten, wo nach 22,4 Grad wieder ein Stein stehet, die Gränze unter einem Winkel von 83 Grad gegen Norden sich ziehet, nach 15,5 Grad, zu einem am Acker des Joseph Winkelmüller stehenden Stein gelanget, wo sie sich unter einen Winkel von 88 Grad gegen Osten ziehet, nach 5 Steinen in Entfernung von 24,7; 26,2; 18,1; 29,5; 17,5; 7,0 Grad zum 6sten kommet, wo sie sich unter einem Winkel von 81 Grad, nach 36 Grad aufwärts einen 7ten Stein erreichet, einen Winkel von 84 Grad erzeuget und nach 4,2 Grad zum 8ten kömmt, der an den westlichen Straßengraben steht, überquert die Kaiserstraße, und gelangt nach 8,2 Grad zu einen am östlichen Straßengraben stehenden Feldstein, wo sie in sanfter nordöstlicher Richtung nach 60,2 Grad zum 1sten nach 55,4 Grad zu 2ten Stein kömmt, der an den nach Drey-Eichen führenden Weg und Joseph Müllerischen, dan Franz Heißischen Grund steht, unter einen Winkel von 84 Grad nach Norden zu bei 23,2 Grad zu einen am Ackerecke des Joseph Zeitelberger stehenden Stein, wo sie sich unter einen Winkel von 85 Grad gegen Osten wendet, nach 20,8 Grad den 1sten, 2,5 Grad den 2ten, 51,9 Grad den 3ten mit D M 1817 bezeichneten Stein erreicht von diesem, nach 39,3 Grad zum 4ten am Acker des Mathias Hofbauer, nach 39,8 Grad zum 5ten im Ackereck des vorigen und Karl Hammerl stehenden Stein wo sie unter einen Winkel von 92 Grad in nördlicher Richtung nach 22,5 Grad einen Stein erreichet, unter einen Winkel von 6,4 Grad, nach 26,4 Grad in südöstlicher Richtung zum 2ten gelanget, der an der Hutweide des Franz Petz stehet, nach weiteren 39,9 Grad, unter einen Winkel von 142 Grad, gelangt sie zu einen beym Anfang des Kühnringer Pfarrwaldes stehenden Stein, wo die Grenze mit Wald endet und mit Stockern beginnet, da der Kühnringer Pfarrwald in der Gemeinde Stockern einverleibet ist .....

(Es folgt die weitere Beschreibung zu Stockern, Kühnring, Reinprechtspölla, Loibersdorf, Nonndorf und Zaingrub)

 

Ebenfalls existent ist noch das vollständige Heimatscheinprotokoll der Gemeinde Mörtersdorf ab dem Jahre 1864 bis 1938. Heimatscheine waren zu dieser Zeit eine Art Reisepaß bzw. Personalausweis. Jeder, der außerhalb seiner Zugehörigkeitsgemeinde Dienst versah, benötigte so einen Heimatschein. Meist waren diese „Pendler“ Dienstboten bei Bauern oder Herrschaften.

Nachstehend ein Protokollauszug:

Name Jahr Beruf Alter Aufenthalt
Anna Hagmann 1864 Dienstmagd 24 Reinprechtspölla
Johann Groll 1864 Knecht 19 Mold
Anna Ertl 1864 Dienstmagd 14 Brunn/Wild
Antonia Ertl 1864 Dienstmagd 12 Atzelsdorf
Josef Ertl 1864 Dienstbote 9 Groß-Burgstall
Maria Bergwein 1864 Dienstmagd 18 Fahrndorf
Anton Ertl 1865 Wirtschafter 35 Prellenkirchen
Johann Bergwein 1865 Viehknecht 51 Ameisthal
Michael Bergwein 1865 Viehhirt 51 Fahrndorf
Karl Edem 1865 Ziegelschläger 43 Dobersberg
Michael Bergwein 1865 Viehirt 24 Gettsdorf
Ferdinand Schlögl 1866 Knecht 13 Tautendorferamt
Josef Winkelmüller 1866 Kellner 15 Wien
In den Jahren 1866 bis 1869:
Barbara Hagmann Dienstmagd 24 Krems
Leopold Ertl Hausknecht 28 Wien
Franz Hofbauer Hausknecht 25 Retz
Ignaz Schiedlbauer Hausknecht 23 Wien
Franz Winkelmüller Kellner 20 Wien
Antonia Ertl Dienstmagd 17 Grübing
Joseph Groll Kellner 19 Wien
Michael Eder Viehhirt 60 Kriegenreith
Anna Bergwein Dienstmagd 18 Wien
Johanna Zeitlberger Dienstmagd 25 Horn

 

Im Jahre 1832 herrschte in Mörtersdorf zum ersten Mal die Cholera, an welcher 15 Personen starben. Zur Dankbarkeit, dass diese Krankheit nicht weitergriff, errichteten Anton Gollner und Johann Winkelmüller ein Kreuz zwischen dem Wirtshaus Mörtersdorf Nr. 42 und dem sogenannten Schalkhashaus Mörtersdorf Nr. 43 an der Kaiserstraße. An diesem Platz soll früher schon einmal ein Kreuz gestanden sein, welches zur Zeit des 17. Jahrhunderts infolge der Pestepidemie errichtet wurde: (Besteht heute nicht mehr).


BESCHREIBUNG VON „MERTERSDORF“
DURCH DEN HISTORIKER SCHWEIKHARDT IM JAHRE  1839:

Ein Dorf von 41 Häusern, mit der nächsten Poststation Horn. Dasselbe gehöret zur Pfarre Drei-Eichen, die Schule aber besteht selbst im Orte. Das Landgericht, die Orts- und Conscriptionsobrigkeit ist die Herrschaft Horn, welche mit der Pfarre Gars zugleich an der Grundherrlichkeit Theil nimmt. Der Werbkreis untersteht dem Linien-Infanterie-Regimente Nr. 49.Hier leben in 44 Familien 89 männliche, 118 weibliche Personen und 24 Schulkinder, welche einen Viehstand von 14 Pferden, 42 Ochsen, 57 Kühen, 145 Schafen und 56 Schweinen halten.

Die Grundbestiftung der hiesigen Einwohner, als Landbauern, ist gemischt, ein Theil erfreut sich einer reichlichen Betheilung, dagegen der andere sich bloß mit einer mittelmäßigen begnügen muß. Es bestehen hier 15 Ganz-, 6 Halb-, 8 Viertellehen und 11 Kleinhäusler. Von Gewerbsleuten und Professionisten, welche sich hier aufhalten, nennen wir: 1 Wirth, 1 Hufschmied, 2 Weber und 1 Schuster.

Der Ackerbau wird hierorts theils mit reiner, theils mit bebauter Brache betrieben und liefert Weizen, Korn, Hafer, etwas Gerste, Erbsen, Linsen, Erdäpfel, Kraut, Rüben, Klee und Mangfutter. Die Viehzucht ist mittelmäßig, hierbei aber die Stallfütterung nicht üblich. Obst, das in Äpfeln, Birnen und Zwetschken besteht, gibt es viel, so daß das Entbehrliche im Orte und in der Umgegend verkauft wird. Einen nicht unbedeutenden Erwerb verschafft den Bewohnern der Manhartsberg, indem die schweren Fuhrleute über denselben hier gewöhnlich Vorspann sich geben lassen.

Der Ort liegt flach, in der Nähe des Manhartsberges, der auch hier den Namen MÖRTERSDORFER-BERG trägt. Er wird von einer Seite von einem Berge, und von einer zweiten von einem mit Wald bedeckten Auslaufer desselben begrenzet. Des Dorfes Häuser stehen zusammengebaut nebeneinander, eine breite Gasse und zwei kleine Gäßchen bildend, durch welch erstere die von Wien über Horn führende Poststraße geht. Sie sind theils mit Stroh, theils mit Schindeln gedeckt; auch gibt es einige darunter, welche Ziegelbedachung haben. In der Mitte des Ortes befindet sich eine kleine, unbedeutende Betcapelle mit einem Thürmchen, das von allen Seiten ganz frei liegt. Die ebene Gegend ist ziemlich hübsch und gewinnt dadurch an Anmuth, weil daselbst der Horner Kessel seinen Anfang nimmt der sich von dem Manhartsberge herab ganz übersehen läßt und ein herrliches Panorama bildet.

Hat man den Gipfel dieses Berges erreicht, so stellen sich dem Beschauer die steyrischen Berge entgegen, unter denen der Schneeberg und Ötscher in Österreich riesig emportauchen, und gleichsam die längst erworbene österreichische Einbürgerung gegen jeden ihnen von diesen fremden Mitgesellen drohenden Eingriff muthigst zu vertheidigen scheinen. Den Blick in das Thal werfend, erblickt man in buntem Wechsel: Gars, Buchberg, St. Leonhard, Rosenburg und Altenburg. Die nächste Umgebung des Dorfes sind Gars, das nur eine Stunde entfernt ist, Mold und Harmannsdorf. Ein kleines, sehr unbedeutendes Bächlein schlängelt sich durch die Gegend dahin, ohne Namen.

Das Klima ist gesund, das Wasser gut. Die Jagd, ein Eigenthum der Herrschaft, liefert Hasen, Rehe und Rebhühner.

1848  entstand im Hause Nr. 13 Feuer, das aber nur die Scheune einäscherte, da auf Grund des Straßenneubaues durch den Ort viele Arbeiter anwesend waren, die sofort zu Hilfe eilten und das Feuer löschen konnten.

Im Jahre 1849 wurde die erste Brücke über den Bach gebaut. Bisher konnte der Bach nur durch eine Furt überquert werden.

 

Cholera

1866  weilten die Preußen im Orte und brachten die Cholera. Aus Mörtersdorf starben folgende Personen (aus dem Totenbuch der Pfarre Maria Dreieichen anno 1866)

Name Haus Alter Beerdigung
Mathäus Merx 5 42 27.08.1866
Theresia Mörx 24 25 29.08.1866
Eleonore Mörx 24 70 29.08.1866
Franziska Mörx 24 27 04.09.1866
Leopold Mörx 24 66 04.09.1866
Anna Hofbauer 3 73 10.09.1866
Franz Saglmeister 40 56 10.09.1866
Theresia Kranzler 3 22 13.09.1866
Alois Schum 32 32 20.09.1866
Franz Ertl 1   25.09.1866
Maria Anna Ertl 1 59 25.09.1866
Michael Bauer 2 73 01.10.1866
Elisabeth Bauer 2 73 15.10.1866

Sämtliche an der Cholera verstorbenen Personen wurden am Cholerafriedhof in Maria Dreieichen bestattet. Dieser Friedhof wurde 1986 renoviert.

Im Mai  1881  brach im Hause Mörtersdorf Nr. 41 Feuer aus, welches das Haus Nr. 41 vollständig, Nr. 40 die Scheune, Nr. 38 den Hausstock und die Scheune, Nr. 37 die Scheune und das Preßhaus, Nr. 36 Haus und Scheune vollständig einäscherte.

 

Kaisermanöver

Ein denkwürdiger Tag war für die gesamte Umgebung der 3. September 1891. Seine Majestät, der Kaiser von Österreich, besuchte zum ersten Mal die Stadt Horn und traf dort mit dem Deutschen Kaiser und dem König von Sachsen zusammen.

Von Horn aus ritten die Majestäten hinauf ins Waldviertel zum großen Manöver, welches 3 Tage dauerte und es zog so viel Militär durch Mörtersdorf, wie die älteren Bewohner vorher noch nie gesehen hatten.

Zu diesem Manöver kamen am 31. August 1891 hier nach Mörtersdorf 2.177 Mann Hoch- und Deutschmeister und 36 Pferde an, welche im Orte einquartiert wurden und bis 3. September verblieben. Am 1. September kamen wieder 594 Mann mit 110 Pferden an, welche bis 3. September früh verblieben und sodann ins Manövergebiet abzogen. Am 8. September kamen wieder 153 Mann mit 126 Pferden vom Manöver zurück, blieben eine Nacht und zogen am 9. September zeitig früh wieder in ihre Garnisonen ab.

 

Übergabe der Amtsgeschäfte am 28. Juni 1891 durch den ausgetretenen Bürgermeister Anton Brunner an den neugewählten Bürgermeister Karl Ertl:

Einnahmen 202 Gulden 83 Kreuzer
Ausgaben 186 Gulden 95 Kreuzer
der Überschuß beträgt  15 Gulden 88 Kreuzer
noch ausständige Umlagen  44 Gulden 81 ½ Kreuzer
für Pachtgründe und Gemeindewege  21 Gulden 50 Kreuzer

(Anmerkung: 1 Gulden = 100 Kreuzer; 1 kg Weißbrot kostete damals 18 Kreuzer,

1 kg Schwarzbrot 13 Kreuzer, 1 kg Kartoffeln 4 Kreuzer)

Der neu gewählte Gemeinderat im Jahre  1891:

Bürgermeister: Karl Ertl
Gemeinderäte: Franz Wunderl
Anton Zeitlberger
Ausschussmitglieder: Anton Brunner
Johann Hofbauer
Leopold Dornhackl
Johann Zeitlberger
Johann Reiß
Johann Jungbauer.

Ab 12. Juli 1891 muß sich der Ortsansager (Ausrufer) täglich zwischen 11 und 12 Uhr mittags beim Bürgermeister melden. Anton Zeitlberger wird zum Verwalter des hiesigen Armenfonds gewählt, die Räumung der Schwemme vergeben und der Schutz der Strohhaufen durch den Flurhüter seitens der Gemeindevorstehung angeordnet.

Zur Restaurierung der SCHUTZENGELKAPELLE bewilligt der Gemeinderat im Juli 1891 600 Dachziegel, 200 kg Kalk und 2 Fuhren Sand bereitzustellen.

Wegen Geldmangels in der Gemeindekasse beschließt der Gemeinderat am 13. März 1892, den Stellungspflichtigen und Rekruten kein Handgeld zu verabreichen.

Für den Nachtwächter muß jedoch ein neuer Mantel angekauft und das Arrestfenster neu vergittert werden. 

Bei der Sitzung des Gemeindevorstandes am 14. Mai  1893 werden folgende Punkte beschlossen:

  1. Ein Viehhirt für das Jahr 1894 wird eingestellt.
  2. Das Krankenzimmer wird neu getäfelt, neue Fensterstöcke mit Gittern werden eingebaut, die Türen neu gestrichen.
  3. Die Feuerspritzenprobe wird künftig am Schauerfeiertag abgehalten, ein Schlüssel zum Schloß der Feuerglocke wird angeschafft, 1 Tisch, 1 Sessel, 1 irdener Lavoir und 1 Handtuch für das Krankenzimmer wird angekauft.

Mit Schreiben vom 4. Juni 1893 erging an den „löblichen Straßenausschuß“ eine „ernstliche Ermahnung“ seitens der Gemeindevertretung Mörtersdorf, den Geigenweg (Fahrweg nach Maria Dreieichen) ehebaldigst in Ordnung zu bringen.

Abhaltung einer Bauverhandlung auf Grund eines am 9. Juli 1893 gestellten Ansuchens des Wirtschaftsbesitzers Leopold Müllner aus Mörtersdorf um Aufstellung eines „Dreschgöppels“ vor seiner Scheune. Die Bewilligung erfolgte unter der Bedingung, daß der Göppel sicher zugedeckt und jährlich an die Gemeinde 50 Kreuzer 10 Jahre hindurch zu bezahlen sei. Nach 10 Jahren muß dieser wieder abmontiert werden.

Der Kauf eines Wagens zur Feuerspritze, ebenso die Anschaffung eines Saugers und von Schläuchen und die Errichtung eines Schuppens zur Einstellung der Feuerspritze wurden verschoben.

Im Jahre  1894 wird die Hälfte des Gemeindewaldes abgeholzt und der Steg über dem Dorfbach bei „Krämmer und Reiß“ erneuert. Der Feuerwehr Mold werden fünf Gulden „spendiert“.

Eine Einteilung der Häuser wegen des Kostganges des Dorfarmen Josef Höld wird vorgenommen, Anna Kaiser bekommt einen kleinen Betrag zum Ankauf von Seife, um Josef Höld die Wäsche waschen zu können.

Ignaz Kirschbaum wird am 15. Juli 1894 zum Viehhirten für das Jahr 1895 bestellt.

Das Räumen und die notwendigen Reparaturen der Gemeindeschwemme besorgt Johann Hofbauer. Ebenso wird der Mühlweg neu hergestellt.

Im Jahre 1894 wird ein Feuerspritzenhaus an die Kapelle angebaut und die Feuerwehr mit 100 Gulden subventioniert.(Das Feuerspritzenhaus besteht nicht mehr)

Am 10. Februar 1895 erhob die Gemeinde Mörtersdorf Rekurs gegen die Zahlung der Verpflegskosten für Karl Berndl in der Höhe von 98 Gulden 81 Kreuzer, da dieser in der Gemeinde Mörtersdorf für dessen Armenfürsorge nicht zuständig war. Der Rekurs jedoch wurde von der Statthalterei abgewiesen und die Gemeinde mußte ein Darlehen aufnehmen, um diese Verpflegskosten bis 1. Jänner 1896 bezahlen zu können.

Zum 50jährigen Regierungsjubiläum des Kaisers wurde im Frühjahr 1898  eine Obstbaumallee angepflanzt („von der Reichsstraße, wo die Kühstelle war, bis zum Stücklwalde“)

Frau Karoline Schiedlbauer wird die Bewilligung zur Errichtung einer hölzernen Hütte auf dem von ihr gepachteten Gemeindegrund bei der Kegelbahn bewilligt.

Umweltschutz anno 1898:
Der Gemeindevorstand beschließt, sämtliche im Ortsgebiete abgelagerten Stein-, Schutt- und Erdhaufen von den Besitzern wegräumen zu lassen. Bei Nichtbefolgung droht eine Strafe.

Im Jahre 1900 werden bei der Kapelle die Fenster erneuert, bei der Schwemme eine Schleuße angebracht und der Pfarrobotsbeitrag an die Gemeinde Mold bezahlt.

Pfarrobot = Cultusbeitrag für Auslagen des Fuhrwerks zum Pfarrhof und Kirche)

Das Wasserrecht am alten Schulbrunnen hatten die Gemeinde, Franz Hagmann und Franz Lausch. Ebenso bestand je 1/3 Anteil am Schöpfwerk. Die Gemeinde verkaufte am 20. Mai 1900 ihren Anteil am Schöpfwerk zu dem Betrag von 10 Gulden.

Am 21. Jänner 1901 schließt sich die Gemeinde Mörtersdorf einem Steuereinhebungsverband in Horn an.

Dem Nachtwächter werden für das Jahr 1901 als Lohn 130 Kronen bezahlt. Da er aber gleichzeitig Schul- und Gemeindediener ist, hat er freies Quartier im Gemeindehaus und sämtliche Gemeindegründe zu seiner Benützung frei.

Die Gemeinde Mörtersdorf kauft am 2. Juni 1901 eine 200 kg schwere Glocke zum Betrag von 600 Kronen. Es wird hierfür ein 10jähriges Darlehen aufgenommen. Die Glockenweihe findet am 11. August 1901 durch den Pfarrer von Maria Dreieichen, P. Adrian Binder statt.

Durch Sitzungsbeschluß vom 31. März 1901 erhalten folgende Personen in der Gemeinde Mörtersdorf ihr Heimatrecht:

Michael Basteiner Mörtersdorf 5 Peter Kowar Mörtersdorf 33
Leopold Wutzl Mörtersdorf 7 Josef Purker Mörtersdorf 38
Anton Laufenthaler Mörtersdorf 18 Ignaz Gartner Mörtersdorf 39
Josef Plank Mörtersdorf 19 Ferdinand Liebwald Mörtersdorf 43
Josef Moser Mörtersdorf 21 Thomas Nepita
Johann Jungbauer Mörtersdorf 27 Mathias Nepita
Johann Krammer Mörtersdorf 29 Alois Zeitlberger
Ferdinand Dirringer Mörtersdor 30

Der Nachtwächter und Gemeindediener wird mit 1. Jänner 1902 fristlos entlassen. Der Grund hierfür ist unbekannt.

Der bisher aus Holz bestandene Steg über dem Hauptgraben im „Wiesboden“ wird am 18. Oktober 1901 durch eine eiserne Brücke ersetzt.

In der Sitzung des Gemeindeausschusses vom 27. Oktober 1901 gab es nur einen Tagesordnungspunkt: Gegenstand ist die Vergebung der Nachtwächterstelle im Lizitationsverfahren.

„Es wird beschlossen, die Nachtwächterstelle unter folgenden Bedingungen zu vergeben:

  1. Derjenige, welcher die Nachtwächterstelle erwirbt, hat sich zu verpflichten, wenigstens bis 1. Jänner 1903 diesen Dienst zu versehen und im Falle der Dienst früher aufgegeben werden sollte ohne Grund, den Mehrkostenbetrag zu ersetzen.
  2. Ist nach Ablauf dieser Zeit der Dienst gegenseitig 1 Monat vor dem Austritte zu kündigen.
  3. Hat derselbe folgende Pflichten zu erfüllen:
    1. Feuerwache
    2. Herstellung der nächtlichen Ruhe
    3. Sorgetragen für die Sicherheit des Eigentums der Ortsbewohner
  4. Der Nachtwächter beginnt täglich um 10 Uhr abends und endet um 2 Uhr früh mit Ausnahme der Monate August und September, wo der Dienst um 9 Uhr abends beginnt und Ende um 3 Uhr früh ist.
  5. Die erste und letzte Stunde ist durch Rufen, die übrigen durch Pfeifen zu kennzeichnen.
  6. Befindet sich der Nachtwächter während seiner Dienststunden in seiner Wohnung, so muß dort Licht sein und die Zugänge unversperrt.
  7. Gesetzliche Strafen für Nichtbefolgung:
    1. 1. Übertretung 2 Kronen,
    2. 2. Übertretung 4 Kronen,
    3. 3. Übertretung fristlose Entlassung aus dem Dienst.

Franz Hagmann und Ferdinand Dirringer werden im Sinne dieses Protokolles zu Nachtwächtern bestellt und erhalten pro Jahr 130 Kronen Lohn.

Die Abrechnung für die Anschaffung der neuen Glocke ergibt folgendes Ergebnis:

Anschaffungskosten laut Rechnung 781 Kronen 60 Heller
abzüglich Rückgabe der alten Glocke und Nachlaß der Frachtspesen 206 Kronen 48 Heller
verbleibt zu bezahlen 575 Kronen 12 Heller

Am 14. September 1902 wird Karoline Schiedlbauer die Aufstellung einer Tanzhütte für den 28. und 29. September zur Veranstaltung eines Kirtages gestattet.

Die Nachtwächter werden durch Einhebung einer 25%igen Umlage von der Hausklassen-, Hauszins-, Erwerbs- und Rentensteuer bezahlt.

Dem Schuldiener wird für seinen Dienst das Wiesel im „Wiesboden“, das sogenannte „Halterwiesel“, der Stücklgraben und das „lange Ackerl“, wo der Sauren-Wies-Weg abzweigt, überlassen.

Mörtersdorf wird der Sanitätsgruppe Harmannsdorf zugeteilt.

Am 26. Mai 1904 wird die ganze Länge des Straßengrabens an der Kaiserstraße zu beiden Seiten gedeckt und nach Legung von Zementrohren die notwendige Aufschüttung vorgenommen. Das hierzu notwendige Fuhrwerk leisten die hiesigen Wirtschaftsbesitzer nach der Höhe ihrer Steuerleistung, und zwar für je 20 Kronen Steuer 1 m³ Schotter oder Sand.

Am 19. Juni 1904 stirbt der Gemeinderat Johann Jungbauer.

Im Jahre 1905 wird im Unterort ein Wasserbehälter hergestellt.

Anton Laufenthaler wurde am 7. Oktober 1906 vom Bürgermeister wegen Weidens seines Viehes im Gemeindewald strengstens verwarnt und diesem im Wiederholungsfalle eine Strafe angedroht.

Über Auftrag des hohen NÖ. Landesausschusses vom 17. März 1907 wird beschlossen, dem Bürgermeister wie bisher für die Beistellung des Amtszimmers, Licht und Beheizung 40 Kronen, für den Sekretär ebenfalls 40 Kronen auszubezahlen.

Über Anzeige der k.u.k. Gendarmerie betreffend den Unzulänglichkeiten der beiden Nachtwächter wird beschlossen, denselben einen strengen Verweis zu erteilen mit dem Bemerken, daß im Wiederholungsfalle die Entlassung erfolgt.

Für das Läuten und Vorbeten werden von der Gemeinde 9 Kronen pro Jahr bewilligt.

Am 18. März 1908 wird die Konzession des Gast- und Schankgewerbes an Ignaz Schiedlbauer erteilt.

Durch ein Hochwasser am 22. August 1908 gab es in Mörtersdorf große Schäden. Es mußten seitens der Gemeinde Fuhrwerks- und Tagwerkerlähne für die Beseitigung dieser Schäden ausbezahlt werden. Die Sparkasse Horn spendete für die Hochwasseropfer 250 Kronen, die auf Grund der Höhe der Schäden von der Gemeinde an die Geschädigten zur Aufteilung gelangten.

Verteilungsschlüssel: 2 Kronen 50 Heller pro 100 Kronen Schaden.

Sogar das k.u.k. Ministerium für öffentliche Arbeiten bewilligte der Gemeinde Mörtersdorf zur Beseitigung der Unwetterschäden 750 Kronen nicht rückzahlbares Darlehen.

Fuhrwerk- sowie Taglöhne für die Beseitigung der Schäden:

a) zweispännige Pferdefuhr 10 Kronen
b) einspännige Pferdefuhr 5 Kronen
c) zweispännige Ochsen 1. Klasse 9 Kronen 50 Heller
d) zweispännige Ochsen 2. Klasse 9 Kronen
e) Taglohn Männer 1. Klasse 2 Kronen 40 Heller
f) Taglohn Männer 2. Klasse 2 Kronen 20 Heller
g) Taglohn Männer 3. Klasse 2 Kronen
h) Taglohn Weiber 1. Klasse 1 Krone 60 Heller
i) Taglohn Weiber 2. Klasse 1 Krone 40 Heller

Auf Grund dieses Hochwassers wurden nun Schutzvorkehrungen getroffen:

Es wurden sämtliche Gräben geräumt bzw. neue Gräben angelegt, der Schwemmeinlauf wurde aus Zement hergestellt und das Mauerwerk der Ortsschwemme erhöht.

In der Sitzung am 14. März 1909 wird die Erteilung der Konzession zur Ausübung des Gast- und Schankgewerbes an Anton Zeitlberg, Mörtersdorf 26 bewilligt.

Dem Bauvorhaben des Franz Hofbauer aus Mörtersdorf Nr. 13 wird am 4. April 1909 zugestimmt. Für Mitglieder der Gemeinde, die bei Kommissionen anwesend sind, wird eine Entschädigung von 8 Kronen Gebühr bestimmt.

Franz Lausch wird für das Jahr 1910 zum Nachtwächter und Gemeindediener bestellt.

Betreffend der Herstellung des Kirchenweges in der Molder Gemeindefreiheit wird Bürgermeister Franz Wunderl beauftragt, die betroffenen Grundstücksbesitzer am 2. Jänner 1910 bei dem Gemeindeamte Mold vorladen zu lassen und die Durchführung auf gütigem Wege zu veranlassen.

Gemeinderechnung des Jahres 1909:

Einnahmen 2.208 Kronen 34 Heller
Ausgaben 1.790 Kronen 64 Heller
verbleibt ein Überschuss von 417 Kronen 70 Heller

Am 8. September 1910 erfolgt die Herstellung eines Weges von Mörtersdorf nach Reinprechtspölla.

In der Sitzung des Gemeinderates am 5. Februar 1910 erfolgte die Feststellung, daß die Gemeinde Mörtersdorf „gänzlich schuldenfrei“ ist.

Schätzung des Gemeindebesitzes:

  1. Schule
  2. Gemeindehaus Nr. 14
  3. Gemeindehaus Nr. 15
  4. Grundbesitz
4.000 Kronen
800 Kronen
800 Kronen
800 Kronen

Aus dem Protokollbuch der Gemeinde Mörterdorf geht hervor, dass am 28. März 1911 ein Brand in Mörtersdorf stattgefunden hat. Welche Objekte davon betroffen waren, steht nicht verzeichnet. Es ist lediglich eine Barauslage der Feuerwehr mit 31 Kronen 56 Heller verzeichnet.

Ortsschulratswahl am 25. Mai 1911:

Mitglieder: Anton Wunderl
Franz Wunderl
Rupert Schmalhofer
Ignaz Vollmost
Anton Zeitlberger
Ersatzmänner: Ignaz Schiedlbauer
Anton Zeitlberger, 26
Franz Hofbauer
Anton Brunner
Anton Huber

Am 19. August 1911 erfolgte eine Revision der „k.u.k. Finanzwach-Abtheilung Horn“. Ein Revisionsprotokoll ist nicht verzeichnet.

Die Jagdgenossenschaft Mörtersdorf vergibt am 12. November 1911 die Jagd für die Zeit vom 2. Jänner 1913 bis 31. Dezember 1917 an die gräflich - Hoyos´sche Forstinspektion Horn.

Am 21. April 1912 um ½ 12 Uhr mittags verstarb der 1. Gemeinderat Anton Zeitlberger. Er war 51 Jahre ununterbrochen in der Gemeindevertretung Mörtersdorf und 1 Periode Bürgermeister. An seine Stelle tritt nun als 1. Gemeinderat Ignaz Vollmost.

Die Gemeinde Mörtersdorf kauft erstmals am 7. Juli 1912 einen Zuchtstier aus Gemeindemitteln an. Die Haltungskosten werden durch die Einhebung eines Sprunggeldes teilweise abgedeckt.

1913 kauft die Gemeinde Mörtersdorf eine Viehwaage. Für deren Benützung müssen pro gewogenem Gut 20 Heller bezahlt werden. Waagmeister ist Rupert Schmalhofer.

Die Gebühr für die Aufnahme in den Heimatverband (Heimatrecht) beträgt 100 Kronen

 

Erster Weltkrieg

In den Jahren 1914/15 begannen die Maßnahmen aus dem Kriegsleistungsgesetz zu greifen. Die Freizügigkeit der Arbeit, die Mitsprache bei Löhnen, die Geltung von Arbeitsschutz-bestimmungen wie für den Maximalarbeitstag, die Arbeitspausen, die Sonntagsruhe, das Verbot der Nachtarbeit von Frauen und Jugendlichen wurden aufgehoben. Immer mehr Frauen, nun als Soldaten des Hinterlands verherrlicht, wurden in den industriellen Produktionsprozeß einbezogen.

Die Kriegskonjunktur ab 1915 war bald durch einen Kampf gegen die „Erschöpfung“ abgelöst worden. Die Ernährungsschwierigkeiten wurden durch die rapide Verschlechterung der Versorgungslage immer bedrückender.

Der Mangel an Lebensmitteln, Rohstoffen, aber auch an qualifizierten Arbeitskräften wurde immer deutlicher. 1916/17 ging der Mangel nahtlos in Not über. Die Bevölkerung mußte immer größere Opfer bringen. Eheleute spendeten ihre Ringe unter der Devise: „GOLD GAB ICH FÜR EISEN!“, Kinder sammelten fleißig Altmetall (siehe Schulchronik).

Die Versorgung der Bevölkerung mit dem Notwendigsten konnte kaum aufrecht erhalten werden. Die Zwangsrequirierung von Nahrungsmittel unmittelbar bei den Bauern, die Schaffung von „Zentralen“, die die Versorgung mit wichtigen Rohstoffen sichern sollten (Wolle, Holz, Papier, Vieh, Kohle, Metalle), konnten diese Mißstände kaum lindern.

Im Kriegswinter 1917/18 war die Erschöpfung der Volkswirtschaft erreicht. Die Rohstoffreserven waren weitgehend aufgebraucht, der Rückgang der Kohleproduktion beeinträchtigte die übrige Produktion schwer, Hungersnot bei einer geometrischen Progression der Teuerung waren das Spiegelbild der Unzulänglichkeit in der Versorung der „Heimatfront“. Den „fleischlosen“ Tagen folgten die „kartoffellosen“. Es gab schon drei „kartoffellose Tage“ pro Woche; der Kartoffelersatz, die Wrucken, der anfänglich von der Bevölkerung nicht ohne weiters akzeptiert wurde, blieb dann ein paar Tage später auch noch aus.

Ersatzmittel wurden schließlich zum Kennzeichen der Kriegswirtschaft. Sie wurden fast für jeden Bedarfsbereich entwickelt: Eicheln für Kaffee, Papier für Kleidung, Ersatz bei Leder, Bier, Tabak, Tee usw.

Darüber hinaus begünstigten die Verknappung und rapide Verteuerung den Schleich- und Kettenhandel. Für die hungernde, frierende, erschöpfte Bevölkerung nahm die Sorge um das Aufbringen der lebensnotwendigen Dinge immer mehr Zeit in Anspruch. Und selbst unter diesen Vorzeichen, in diesen Tagen, Wochen, Monaten der Entbehrung, in den Katastrophenwintern wurden die Menschen mit Plakaten, in Zeitungsinseraten immer wieder aufgefordert, ihre Ersparnisse zu opfern, Kriegsanleihe zu zeichnen.

Als Beispiel soll die Verpflegung in einer Munitionsfabrik aufgezeigt werden, in welcher in zwei 12 Stunden Schichten gearbeitet wurde: Ein kleines Brot, Kraut und eine Art von schwarzem Kaffee (Ersatz).

Viele Mörtersdorfer Männer waren im I. Weltkrieg an der Front.

Gefallene und Vermisste

In die Heimat kehrten nicht mehr zurück:

Anton Vollmost- Der Landsturmmann aus Mörtersdorf Nr. 44 ist 1916 in Katta Kurgan, Asien, gefallen.
Anton Summer
Alois Wutzl


Zwischenkriegszeit

Ostersonntag, 16. April 1922, wurde die von der Gemeinde Mörtersdorf um eine Million Kronen angekaufte Metallglocke eingeweiht. Die vorherige Glocke mußte für Kriegszwecke abgeliefert werden.

Nach langwierigen Verhandlungen des damaligen Bürgermeisters Schiedlbauer und Vizebürgermeisters Bauer mit dem Horner Elektrizitätswerk erstrahlte erstmals am

8. August 1925 in ganz Mörtersdorf das elektrische Licht.

Am 25. Juli 1926 verspürte die Bevölkerung von Mörtersdorf um ca. 21 Uhr 40 ein heftiges Erdbeben. Das Zentrum lag in der Steiermark.

Ebenso gab es am 8. Oktober 1927 nochmals ein heftiges Erdbeben, und zwar zwischen 20 Uhr 40 und 21 Uhr. Fenster klirrten, Kästen und Türen krachten, Pendeluhren blieben stehen. Der Herd dieses Erdbebens war in Schadorf südöstlich von Wien. Schäden waren keine zu beklagen.

In Maria Dreieichen erfolgte am 15. August 1928 die Weihe der Marienglocke. Die Gemeinde Mörtersdorf spendete zum Ankauf 500 Schilling.

Frühjahr und Sommer des Jahres 1928 waren sehr trocken. Es regnete 8 Wochen hindurch nicht und der Ortsbach war vollständig ausgetrocknet.

Der Winter des Jahres 1929 (Jänner, Februar) war einer der kältesten seit Menschengedenken. In der kältesten Nacht (Faschingsonntag auf Faschingmontag, 24. Auf 25. Februar 1929) sank die Quecksilbersäule auf minus 28 Grad Celsius.

Im Herbst des Jahres 1930 herrschte eine starke Mäuseplage. Die kleinen Nager traten in solchen Scharen auf, dass man ihrer weder durch Gift noch durch Tötung bei der Feldarbeit Herr werden konnte.

Im Sommer des Jahres 1931 wurde die alte Bundesstraßenbrücke über den Geiersdorferbach in Mörtersdorf abgetragen und ca. 2m westlich eine neue moderne Brücke aufgeführt. Bauherr war die Bundesstraßenverwaltung, ausgeführt wurde der Bau von der Fa. Bergmann und Komp. Aus Wien unter der Leitung von Ing. Pomp von der NÖ. Landesregierung. Mit der Abtragung der alten Brücke wurde am 17. August 1931 begonnen, die Belastungsprobe der neuen war am 18. November, die Kollaudierung am 16. Dezember 1931. Die Fahrbahn beträgt 7m, die Gehsteige sind je 1m breit. Die Baumasse beträgt 23m³ Eisenbeton und zwar wurden verwendet: 6,5 Tonnen Eisen, Durchmesser 32 mm, 10 Tonnen frühhochfester und 12 Tonnen gewöhnlicher Portlandzement aus dem Rodauner Zementwerken, 19 Waggon Sand und Schotter (je 10.000 kg).

Bei der Belastungsprobe standen 26,2 Tonnen (Straßenwalze, Aufreißer und ein beladener Lastkraftwagen) durch 2 Stunden auf der Brücke.

Große Wassernot infolge Regenmangels herrschte im Sommer 1935. Viele Brunnen des Ortes waren ausgetrocknet.

Daß Mörtersdorf einst ein Weinbaugebiet war, ersieht man aus den noch vorhandenen Terassenanlagen. Sämtliche Weinstöcke wurden aber so um die Jahrhundertwende (1902 - 1910) durch die Reblaus zur Gänze vernichtet. Erst in den Jahren 1933 bis 1936 begannen einzelne Landwirte wieder mit der Anlage von Weingärten. Es waren dies Franz Dornhackl, Adolf Schmalhofer, Rupert Wunderl, Anton Wunderl, Anton Huber.

Teilweise wird auch noch Heurigenausschank betrieben. (Schmalhofer, Frank)

Mit 1. Oktober 1938 entstand die GroßgemeindeMold und Mörtersdorf wurde eingemeindet. Der Ort wird durch die Gemeinderäte Adolf Schmalhofer und Josef Bauer in der Großgemeinde Mold vertreten

 

Zweiter Weltkrieg

Die Großgemeinde Mold hatte in der Zeit vom 1.1.1939 bis 31.12.1941 ein eigenes Standesamt und Mörtersdorf gehörte in dieser Zeit zu dessen Standesamtssprengel.

Bevölkerungsstatistik Mörtersdorf:

Jahr Geburten Hochzeiten Sterbefälle
1939 4 4 3
1940 0 1 3
1941 3 0 1

Zur deutschen Wehrmacht wurden folgende Männer aus Mörtersdorf eingezogen:

Josef Bauer, Franz Wunderl, Karl Heiß, Franz Riel, August Groll, Johann Augusta, Leopold Moser, Anton Huber, Josef Laufenthaler, Karl Wunderl, Richard Ohrfandl, Alois Ohrfandl, Franz Wildeis, Wilhelm Berka, Alfred Purker, Franz Dornhackl, Anton Ponstingl, Karl Vollmost, Franz Kowar, Franz Schrammel, Rupert Purker, Ferdinand Gartner, Alois Frauberger-Purker, Hermann Schiedlbauer, Franz Schleritzko.

Am 14. März 1945 fielen im Wald links und rechts vom Augraben 12 Fliegerbomben. Obwohl Ortsbewohner (Wunderl und Schiedlbauer) dort im Wald Arbeiten verrichteten, kamen keine Personen zu Schaden. Dieses Bombardement galt wahrscheinlich der bei Rodingerdorf im Wald errichteten Lokomotiv- und Munitionsfabrik.  (Einzelne Ruinen sind heute noch sichtbar.)

Die russische Besatzungsmacht kam am 9. Mai 1945 zeitig in der Früh nach Mörtersdorf aus Richtung Wien. Ununterbrochen zogen sie mit Pferdewagen, Geschützen aller Art, Panzern, Autos oder zu Fuß durch Mörtersdorf Richtung Horn, wo noch Tage vorher deutsche Soldaten und auch Zivilbevölkerung in Richtung Westen in die amerikanische Zone zu flüchten versuchten.

Außerhalb des Ortes Richtung Mold war auf der linken Seite auf einem Feld ein Auffanglager für deutsche Kriegsgefangene, jedoch nur ein Drahtverhau ohne feste Unterkünfte.

Bis Juli 1946 waren russische Soldaten im ehemaligen Gasthaus Zeitlberger einquartiert, bis sie endgültig abzogen.

In dieser Zeit wurde von ihnen im Hoyos´schen Forst sehr viel Nutzholz geschlägert und abtransportiert. Noch heute existiert die Waldbezeichnung "RUSSENSCHLAG“.

Im Jahre 1945 verloren Millionen Sudetendeutsche ihre Heimat. Auch in Mörtersdorf wurden einige Flüchtlinge aufgenommen:

  • Bei Rupert Wunderl war eine Familie Weber mit 3 Kindern,
  • Bei Anton Zeitlberger eine Familie Panny mit 1 Kind,
  • Bei Marie Saglmeister eine Familie Fröschl mit 3 Kindern.
  • Im April 1946 wurden diese Flüchtlingsfamilien wieder abtransportiert.


Gefallene und Vermisste

In die Heimat kehrten folgende Männer aus Mörtersdorf nicht mehr zurück:

Name
Haus
Dienstgrad
geboren
gestorben
Josef Brunner Mörtersdorf 22 Schütze 04.12.1921 + 27.11.1941
1. Kompanie Kradschützen Bataillon 10 gefallen in Mordoswo (Rußland)
Johann Haschka Mörtersdorf 7 Schütze 26.08.1921 +  02.02.1942
Feldpost Nr. 24 409 A gefallen bei Grakowo (Russland)
Josef Haschka Mörtersdorf 7 Grenadier 26.11.1923 + 10.09.1943
Feldpost Nr. 36946 gefallen bei Krapivka, westlich Wjasma (Russland)
........ Haschka Mörtersdorf 7      
Vorname und sämtliche anderen Daten sind nicht bekannt
Franz Lausch Mörtersdorf 15 Stabsfeldwebel 1906 +1945
Infanterieregiment gestorben in einem Kriegsgefangenenlager im Kaukasus
Josef Müllner Mörtersdorf 24 Obergefreiter 18.01.1907 + 26.02.1945
Flakeinheit, Res. Laz. Münsterlager, Abt. I a gefallen in Uffenheim-Steinach, Deutschland
Rudolf Hauer Mörtersdorf 5 Stabsgefreiter 31.03.1913 vermisst 1943
3. Batterie, Artillerieregiment 97,
Feldpost Nr. 02442 D
vermisst seit 1943 in Stalingrad, Russland
Franz Nepita Mörtersdorf 16 Feldwebel 11.07.1916 + 01.05.1943
44. Division, Pioniere 80 verstorben im Kriegsgefangenenlager Beketowka, Russland
Ignaz Vollmost Mörtersdorf 30 Gefreiter 11.01.1908 + 07.04.1942
Feldpost Nr. 19463 E gefallen in Russland


Nachkriegszeit (Teil 1)

Am 10. Oktober 1945 wurde Mörtersdorf wieder als selbständige Gemeinde errichtet.

 

Auszüge aus den Amtsblättern der Bezirkshauptmannschaft Horn vom 12.07.1945 - 03.01.1946

Es soll nun ein Überblick gegeben werden, mit welchen Problemen und Sorgen die Bürgermeister der Gemeinden in den ersten Tagen nach Wiedererrichtung der Republik Österreich konfrontiert wurden:

Am Donnerstag, 14. Juni 1945, wurde im Rahmen eines Gemeindetages Landesoberregierungsrat Dr. August Viktor Sadnik als provisorischer Bezirkshauptmann in Horn eingeführt. Die erste Herausgabe des Amtsblattes der Bezirkshauptmannschaft Horn erfolgte am 12. Juli 1945. Das Amtsblatt war sozusagen die erste Richtschnur für die Bürgermeister.

Anlässlich seines Amtsantrittes hat der Bezirkshauptmann nachstehenden Aufruf erlassen:

„An die Bewohnerschaft des Verwaltungsbezirkes Horn!"

Der Landeshauptmann für NÖ hat mich mit Zustimmung der provisorischen Staatsregierung zum provisorischen Bezirkshauptmann des Verwaltungsbezirkes Horn ernannt.

Die erste Ausgabe dieses Blattes im wiedererstandenen, freien und unabhängigen Staate Österreich möge meine herzlichsten Grüße an die gesamte Bevölkerung des Bezirkes vermitteln.

Wenn wir auch, gemessen an geschichtlichen Begriffen, erst kurze Distanz von den siebenjährigen Geschehnissen - beginnend von dem Raub unserer Heimat in den Märztagen des Jahres 1938, weiterverlaufend in den Ereignissen dieser Schreckensjahre und ausklingend in dem kürzlichen Zusammenbruch - haben, so zeigt uns doch ein kurzer Rückblick schon heute die ganze Fülle der von politischen Betrügern und Verbrechern gesetzten Untaten. Diese Rückschau bestimmt uns aber, in Eintracht zusammenzustehen und zusammenzuarbeiten am Wiederaufbau unseres Vaterlandes, immer geleitet von dem Gedanken, zu verhindern, daß Vergangenes sich jemals wiederhole. Ernstes und festes Wollen überwindet alle Schwierigkeiten, mögen sie noch so groß zu sein scheinen- Ich rufe alle, die guten Willens sind, auf, mitzuhelfen, um allen Erfordernissen der Zeit gerecht werden zu können. Arbeiten wir nicht gegen - auch nicht neben - sondern miteinander zum Besten von uns allen in unserem uns wiedergegebenen lieben Heimatlande Österreich!“

Befehl des Russischen Stadtkommandanten von Horn

Horn, den 8. Juli 1945

In Übereinstimmung mit dem Befehl des Sowjetkommandos auf dem von den Truppen der Roten Armee besetzten Territorium Österreichs befehle ich:

  1. Die gesamte Bevölkerung sowie die Besitzer, Direktoren und Verwalter von Fabriken, Betrieben, Banken, Handels- und anderen Unternehmen sowie Institutionen haben bis zum 20. Juli 1945 kompensationslos alle Sowjetvaluta in Geld, Obligationen und den dazugehörigen Kupons abzuliefern;
  2. Die Entgegennahme der Sowjetvaluta in dem Bezirk Horn wird durch die Verwaltung der Stadtkommandatur Horn vorgenommen;
  3. Die örtlichen Selbstverwaltungsorgane haben Maßnahmen zur pünktlichen Ausführung dieses Befehls zum festgesetzten Termin zu ergreifen;
  4. Personen, die sich der Nichterfüllung dieses Befehls schuldig machen, werden nach den Gesetzen der Kriegszeit zur Verantwortung gezogen.

Der Stadtkommandant von Horn

Sprengkörper - Blindgänger

Das Berühren oder Hantieren mit Sprengkörpern oder Munition ist lebensgefährlich. Wo Minen, Blindgänger und Sprengkörper jeder Art (Fliegerbomben, Artilleriegeschosse, Wurf- und Handgranaten, Panzerfäuste, Sprengmunition, Sprengkapseln und dergleichen), ferner auch Munition jeden Kalibers lagern, ist die nächste Kommandantur der Besatzungsarmee unter genauer Ortsangabe zu verständigen.

Verpflichtung der Registrierung von Nationalsozialisten!

Aufhebung von Rechtsvorschriften des Deutschen Reiches!

Fortführung der Standesämter in Österreich!

Deutsche Flüchtlinge aus Böhmen und Mähren, Unterbringung

... die Notwendigkeit der Sorge für arbeitsunfähige Flüchtlinge bringt es mit sich, dass das Arbeitsamt den Gemeinden nebst einer Zahl arbeitsfähiger Personen auch einen gewissen Prozentsatz arbeitsunfähiger Personen zur Unterbringung zuweisen muss. Die Obsorge für Letztere stellt eine zeitbedingte, nicht zu umgehende Verpflichtung der Allgemeinheit dar.

Die Frage der Verköstigung und Unterbringung arbeitsunfähiger Personen kann nur auf dem Wege der Gemeindehilfe durch Beitragsleistungen aller Gemeindeangehöriger gelöst werden, da denjenigen, der einsatzunfähige Mitglieder aufgenommen hat, nicht zugemutet werden kann, allein für den Unterhalt der Arbeitsunfähigen aufzukommen. In einigen Gemeinden hat sich die Unterbringung und Verpflegung arbeitsunfähiger Personen, besonders der Flüchtlingskinder, in Gemeinschaftsräumen sehr gut bewährt.

Den Gemeinden ist es grundsätzlich verboten, die ihnen zugewiesenen Gruppen von Flüchtlingen zur Gänze oder - nach Zurückbehaltung der geeigneten Personen - teilweise zurückzuweisen. Ein derartiges Vorgehen ist geeignet, das Problem der Unterbringung der Flüchtlinge wesentlich zu verschärfen, da dieselben durch die Marschstrapazen immer weniger einsatzfähiger werden und da schließlich derartige herumziehende und bettelnde Personengruppen, die in irgendeiner Art jedenfalls der Öffentlichkeit zur Last fallen, auch gemeingefährlichen Charakter annehmen können ...

Autowracks, besitzlose und verlassene Kraftfahrzeuge >bzw. Autobestandteile

Im Verwaltungsbezirk Horn sind überall Autowracks, besitzlose und verlassene Kraftfahrzeuge, bzw. Autobestandteile wie Fahrgestelle, Karosserien, Radscheiben, Pneumatiks udgl. anzutreffen.  Dieselben sind nicht herrenloses Gut; es ist daher niemand befugt, sich solche Gegenstände anzueignen. In ihrer Gesamtheit stellen diese einzelnen Objekte nicht nur einen rein materiellen Wert, sondern auch einen beträchtlichen Faktor für die Wiedererrichtung unseres Transportwesens dar.

Unbefugte Holzentnahme aus fremden Wäldern

Wiederaufnahme des Feuerlöschdienstes

Alle Herren Bürgermeister werden eingeladen,  in Anbetracht der bevorstehenden trockenen Jahreszeit für die rascheste Reaktivierung der Freiwilligen Feuerwehren Sorge zu tragen ...

Schaltergesetz vom 3. Juli 1945

Den Weisungen des Schaltergesetzes zufolge haben die Banken, Sparkassen und Kreditgenossenschaften den Zahlungsdienst am 5. Juli 1945 wieder aufgenommen ...

Einquartierung von russischen Militärpersonen!

  1. Bei Einquartierung russischer Militärpersonen in Zivilwohnungen sind nur diejenigen Räume freizustellen, welche tatsächlich als Quartier beansprucht werden. Von einer Räumung ganzer Häuser ist abzusehen.
  2. Falls infolge von Einquartierungen russischen Militärs Gärten nicht mehr zugänglich geworden sind oder wenn landwirtschaftliche Grundstücke, Gärten u.ä. durch militärische Erfordernisse wie Zeltlager, Kraftfahrzeuge usw. belegt sind, ist hiervon unverzüglich an die Bezirkshauptmannschaft Bericht zu erstatten. Im letzteren Falle ist auch die Kulturgattung und das Ausmaß der betroffenen Fläche anzugeben.

Befehl des Militärkommandanten von Horn!

Allen Bürgern, Behörden, Handels- und Industrieunternehmungen wird folgende Verfügung des Sowjetkommandos bekanntgegeben:

  1. Auf österreichischem Gebiet zirkuliert ebenso der österreichische Schilling wie auch der vom Sowjetkommando herausgegebene Schilling. Folgender Kurs wird für die oben angegebenen Geldscheine festgesetzt: 1 Kriegsschilling = 1 Reichsmark = 50 Sowjetkopeken
  2. Alle Bürger, Behörden, Handels- und Industrieunternehmungen sind verpflichtet, diese Geldscheine in Zahlung zu nehmen unter Beibehaltung der Preise, die zum Zeitpunkt des Einmarsches der Roten Armee auf österreichischem Gebiet Geltung hatten.
    Im Falle der Verweigerung der Annahme, oder Herabsetzung des Kurses bei Verrechnungen
    sowie für Erhöhung der Preise werden die Schuldigen nach den Gesetzen der Kriegszeit zur
    Verantwortung gezogen.

Der Militärkommandant von Horn

Bestellung der einstweiligen Ortsschulräte

Überprüfung der Schulbüchereien

Freimachung der Briefsendungen von Behörden

Es wird mit allem Nachdrucke darauf hingewiesen, dass eine Freimachung von Briefsendungen mit dem Vermerk „Frei durch Ablösung Reich“ nicht mehr zulässig ist. Zur Freimachung können Briefmarken oder Absenderfreistempel (diese nach Entfernung des Hoheitszeichens und der Worte „Deutsches Reich“ aus dem Stempelkopf) verwendet werden; Sendungen von Behörden und Ämtern, die noch einen Rundstempel aufweisen, in dessen Stempelbild das Hoheitszeichen aufscheint, werden erst zur Beförderung angenommen, wenn diese Stempelbilder durch Überkleben oder auf sonst geeignete Weise unleserlich gemacht sind.

Erfassung von eingelagerten Medikamenten und Rauschgiften

Anlässlich der Räumung des Landes durch die deutsche Wehrmacht wurden mancherorts größere Mengen von Arzneistoffen, Rauschgiften, Verbandmaterial, technischen Heilbehelfen und ähnliches zurückgelassen bzw. eingelagert. Im Hinblick auf die große Verknappung der für die Aufrechterhaltung der Volksgesundheit und die Bekämpfung von Seuchen unerlässlichen Heilmittel und Heilbehelfe ergeht die Aufforderung an die Allgemeinheit, alle verlagerten und verborgenen Gegenstände ungesäumt den zuständigen Stellen zur Anzeige zu bringen. Eigennützige Verheimlichung wird mit den strengsten Strafen geahndet werden.

Brennstoffversorgung in der Übergangszeit!

... Mit den vorhandenen Brennstoffen muss daher äußerst sparsam verfahren werden, um die klaglose Versorgung der wichtigsten Ernährungsbetriebe (vornehmlich Bäckereien) sicherzustellen. An eine Bevorratung für Hausbrandzwecke für das Winterhalbjahr 1945/46 darf vorläufig nicht geschritten werden!

Milchablieferung

Laut Verfügung des Österr. Milch-, Fett- und Eierwirtschaftsverbandes in Wien sind die Bestimmungen über die Milchablieferungspflicht unverändert und bleiben weiterhin in Kraft.

Einzelne Ortsgemeinden haben die Milchablieferung an die Molkerei vollkommen eingestellt. Diese Gemeinden müssen mit der Milchablieferung unverzüglich beginnen. Es muß raschest gelingen, die Anlieferungsmengen auf den derzeit höchstmöglichen Stand zu bringen, damit auch wieder an die Notstandsgebiete Milch bzw. Fett abgegeben werden kann. Da der allernotwendigste Bedarf an Milchprodukten bei weitem noch nicht bedeckt ist, bleibt es die vordringlichste Aufgabe der Landwirte, diesbezüglich ihren Beitrag zu leisten.

Ablieferung von Brotgetreide

Es wird aufmerksam gemacht, dass für Brotgetreide vollständige Ablieferungspflicht besteht; auch das Verfütterungsverbot ist aufrecht. Zur Sicherung der Ernährung muß Brotgetreide sofort nach dem Drusch an den zuständigen Aufkäufer abgeliefert werden.

Erfassung von leeren Fässern

Durch die Lieferung von Wein an die Rote Armee wurden in vielen Fällen auch Fässer von den Weinbauern abgegeben und aus den Erzeugungsorten in andere Gebiete gebracht. Es ist hierdurch bei vielen Weinhauern eine empfindliche Knappheit an Faßraum entstanden und wird es diesen im Herbst nicht möglich sein, ihre Weinernte einzukellern.

Andererseits ist aber anzunehmen, daß nach Verbrauch des Weines die leeren Fässer stellenweise von der Roten Armee zurückgelassen wurden. Soweit die früheren Besitzer dieser Fässer feststellbar sind, müssen sie selbstverständlich auf Verlangen diesen zurückgestellt werden ...

Kartoffeldiebstähle durch die Zivilbevölkerung

Es mehren sich die Beschwerden, daß von der Zivilbevölkerung widerrechtlich Kartoffeln auf fremden Feldern ausgehoben werden. Eine derartige Handlung stellt einen Diebstahl dar, der umso schwerer geahndet werden müßte, als bei einem Überhandnehmen dieser Fälle die Versorgung der Bevölkerung ernstlich gefährdet werden würde.

Suchaktion zur Feststellung vermißter Kriegsgefangener

Benzinzuteilungen

Sicherstellung der Hagebuttenernte

Da die bereits aufgetretenen Hypovitaminosen sich in den Wintermonaten durch den Mangel an Frischgemüse weiter verschärfen, eine Möglichkeit der Selbsthilfe aber in Form der Konservierung der reifen Hagebutten gegeben erscheint, werden die Schulleitungen angewiesen, die Schüler(innen) in weitestem Ausmaß zum Einsammeln der reifen Hagebutten heranzuziehen.

Jugend an die Arbeit

Es wird überall und von allen Seiten mit Bedauern festgestellt, dass sich während der Arbeitsstunden auf öffentlichen Plätzen und in öffentlichen Lokalen jugendliche Personen beiderlei Geschlechts herumtreiben, welche anscheinend keinerlei Lust zu einer Betätigung besitzen. Erregt ein derartiges Verhalten schon in normalen Zeiten Anstoß, ist es um so befremdender, wenn in der Zeit des Wiederaufbaues, welcher alle Kräfte des Volkes beansprucht, ein Teil der Jugend untätig abseits seht, während ältere und sogar schon zu einem Ruhestand berechtigte Personen von morgens bis abends alle ihre Kräfte für den Wiederaufbau einsetzen.

Arbeit ist reichlich vorhanden. Eine Ausrede ist in dieser Hinsicht also nicht möglich. Ich fordere die in Betracht kommenden jugendlichen Personen auf, sich raschest in das wiederbeginnende Arbeits- und Wirtschaftsleben unseres Heimatlandes einzuschalten und sich dessen bewußt zu sein, dass sie damit im Verhältnis zu den Blutopfern, welche auf den Schlachtfeldern geblieben sind, ein unverhältnismäßig kleines Opfer bringen.

Es wird erwartet, dass diese Mahnung genügt, um das richtige Verständnis für die Erfordernisse des gegenwärtigen Zeitpunktes zu erwecken und alle die, die es angeht, zu einer regelmäßigen Arbeitsbeschäftigung zu bewegen. Sollte sich trotzdem noch jemand finden, der für diese Erfordernisse kein Verständnis zeigt, würde er durch andere Mittel zur Arbeit verhalten werden müssen.

Der Bezirkshauptmann
Dr. Sadnik

Überschreitung der Demarkationslinie

Das Überschreiten der Demarkationslinie nach Oberösterreich und Steiermark ist nur auf Grund von Passierscheinen möglich, die von den Besatzungsmächten ausgestellt werden.

Zur Zeit sind die Besatzungsbehörden nur dann bereit, derartige Passierscheine auszustellen, wenn die beabsichtigte Reise in dringendem öffentlichen Interesse und überdies unaufschiebbar ist.

Passierscheine für Oberösterreich und Salzburg stellt die amerikanische Militärpolizeibehörde, für Steiermark und Kärnten die englische, für Tirol und Vorarlberg die französische Militärbehörde aus. Für Reisen in die Tschechoslowakei und Ungarn stellt die russische Kommandantur aus.

Rückführung von Niederösterreichern aus Salzburg und Oberösterreich

Zufolge Mitteilung des Staatsamtes für Inneres werden in den nächsten Tagen Niederösterreicher, die sich derzeit in Oberösterreich (amerikanische Zone) und Salzburg aufhalten, geschlossen in Sonderzügen der Eisenbahn nach NÖ und zwar in die Zielstationen St. Pölten, Wiener Neustadt, Horn, Melk und Gänserndorf rückgeführt ...

Instandsetzung der Straßen

Der Zustand sämtlicher Straßen des Bezirkes ist infolge der vorangegangenen Kriegsjahre sowie der jüngsten Ereignisse als schlecht zu bezeichnen. Das Straßenbauamt bzw. die von dort bestellten Bezirksstraßenmeister und deren Mitarbeiter sind bemüht, mit den gegebenen Mitteln wenigstens die ärgsten Schäden an der Straßendecke zu beseitigen. Hierzu bedarf es jedoch der Mithilfe der Gemeinden, insbesondere mit Fuhrwerk oder Straßenschotter im Bedarfsfalle auszuhelfen.

Ablieferung von Waffen

Die Herren Bürgermeister werden nochmals dringendst darauf aufmerksam gemacht, dass sämtliche Waffen, die sich noch im Besitze von Personen befinden, sofort abgeliefert werden müssen.

Sollten irgendwelche Schußwaffen bei Personen aufgefunden werden, so haben die betreffenden Personen die Bestrafung nach den kriegsrechtlichen Anordnungen der Roten Armee zu gewärtigen.

Achtung auf das Auftreten des Kartoffelkäfers

Verläßlichen Meldungen zufolge wurde in Oberösterreich vereinzelt das Auftreten des Kartoffelkäfers bereits beobachtet. Die zuständigen Stellen haben einen Kartoffelkäferabwehrdienst in diesem Gebiet errichtet.

Da es nun durchaus möglich ist, dass auch bereits in NÖ der Kartoffelkäfer eingeschleppt wurde, sind die Kartoffelanbauer, insbesondere aber die kleinen und kleinsten Anbauer unter Hinzuziehung der Ortsbauernräte auf diesen gefährlichen Schädling unseres Kartoffelbaues aufmerksam zu machen, besonders bei der Ernte nach Raupen und Puppen dieses Schädlings Nachschau zu halten und etwaige Vorkommnisse sofort der zuständigen Bezirksbauernkammer zu melden! Der Kartoffelkäfer (Größe 1 cm) besitzt zehn schwarze Längsstreifen auf gelben Flügeldecken und die Larve ist zinnober- bis orangerot. Ein Weibchen erzeugt mit seiner Nachkommenschaft in den drei Generationen eines Sommers rund 30 Millionen Käfer, die fast 2 ½ Hektar Kartoffelfeld kahlfressen können.

Bindestroh für den Weinbau

Wir bitten die Landwirte zu veranlassen, dass sie beim Ausdrusch des Roggens auf die Herstellung von Bindestroh Rücksicht nehmen sollen, welches für den Weinbau bereitzustellen ist. Im kommenden Frühjahr wird an Bindestroh deshalb ein großer Bedarf eintreten, da andere Bindemittel (Raffiabast usw.) den Weinbautreibenden nicht zur Verfügung stehen werden.

Sicherstellung der Ernährung fürden Winter

Alle Gemeinden, welche erfahrungsgemäß bei Eintritt des Winterwetters Schwierigkeiten in der Anlieferung von Lebensmitteln zu erwarten haben, werden aufgefordert, dies sofort dem Bezirksernährungsamt zu melden.

Auflösung der Großgemeinden!

Die Verordnung über die Bildung der Bürgermeistereien wird aufgehoben. Diese Aufhebung hat in der Frage des Fortbestehens der Großgemeinden zu Zweifeln Anlaß gegeben. Eine Klarstellung hierüber erfolgt durch den vom provisorischen Landesausschuß für Niederösterreich in seiner Sitzung am 12. Oktober 1945 gefaßten Beschluß folgenden Inhalts:

Im Hinblick auf die am 25. November 1945 stattgefundene Wahl zum Nationalrat der befreiten Republik Österreich sowie zum Landtag des Landes Niederösterreich sind sämtliche in NÖ in der Zeit vom 10. März 1938 bis zur Befreiung Österreichs erfolgten Gemeindezusammenlegungen und Gemeindetrennungen als aufgehoben zu betrachten. Alle am 10. März 1938 selbständig gewesenen Ortsgemeinden Niederösterreichs haben daher unbeschadet der Grenzen zwischen Niederösterreich und Wien mit dem 10. Oktober 1945 wieder als selbständige Ortsgemeinden zu gelten.

Die Auseinandersetzung des gemeinschaftlichen Vermögens und der gemeinschaftlichen Lasten der wieder voneinander getrennten Ortsgemeinden bleibt einem späteren Zeitpunkt vorbehalten.

Reichsmark als gesetzliches Zahlungsmittel

Es wurde die Wahrnehmung gemacht, dass vielfach die auf Reichsmark lautenden Banknoten als Zahlungsmittel nicht angenommen werden. Dem gegenüber wird darauf verwiesen, dass derzeit für die Reichsmark noch Annahmepflicht besteht, und die Verweigerung der Annahme die betreffenden Personen straffällig macht.

Die gesetzliche Zahlungskraft der Reichsmark erlischt mit dem 21. Dezember 1945.

Die Ablieferung beginnt am 13. Dezember 1945 und endet die Frist am 20. Dezember 1945. Vorherige Ablieferung ist gesetzlich nicht möglich und sind diesbezügliche Versuche als zwecklos zu unterlassen.

Nationalrats- und Landtagswahlen 1945


Mörtersdorf Mold
Wahlberechtigte 84 287
Abgegebene Stimmen 84 251
ungültig 0 4
KPÖ 0 0
ÖVP 55 223
SPÖ 29 24
Fremde Stimmen 0 15

Gleiches Ergebnis sowohl bei Nationalrats- als auch bei der Landtagswahl 1945.

Fensterglas - Ersatz

Die Vorräte an Tafelglas sind nunmehr zur Gänze aufgebraucht und ist trotz größter Bemühungen nicht gelungen, weiteres Material aufzutreiben.

Da mit der Ergänzung von Tafelglas vor Eintritt des Winters kaum gerechnet werden kann, ist es notwendig, daß jedermann selbst durch Beistellung von Glas aus alten Fenstern, Bildern udgl. die Fensterschäden behebt. Außerdem wird es angebracht sein, durch Verwendung von Holz, Blech, Eternit, Dachpappe usw. nicht unbedingt notwendige Fenster provisorisch zu verschließen, um auf diese Weise Glas zu ersparen.

Maßnahmen gegen den Schleichhandel

Um Schleichhandel und Hamsterei schon in den einzelnen Gemeinden zu unterbinden, wurden den einzelnen Gendarmeriepostenkommandos umfassende Weisungen gegeben. Zur Unterstützung der Gendarmerie kann sich für die Bekämpfung des Schleichhandels und der Hamsterei in Einvernehmen mit dieser der Kontrollausschuß einschalten.

Verhaltensmaßregeln für Heimkehrer aus der Kriegsgefangenschaft

Heimkehrer melden sich nach der Entlassung durch die Heeresentlassungsstation in ihren alten Betrieben bzw. wenn sie in keinem Arbeitsverhältnis stehen, bei dem für ihren Wohnsitz zuständigen Arbeitsamt ...

Diese Stelle wird für eine schnelle und eignungsgemäße Einschaltung der Heimkehrer in das Arbeitsleben sorgen. Kriegsbeschädigte Heimkehrer genießen bevorzugte Stellenvermittlung. Der Anspruch auf den alten Arbeitsplatz ist gesetzlich gewährt.

Der erstmalige Bezug von Lebensmittelkarten ist an die Vorlage einer Bescheinigung des Arbeitgebers oder im Falle der Nichtbeschäftigung des zuständigen Arbeitsamtes bzw. Bürgermeisteramtes gebunden.

Kindergarteneinrichtungen der ehemaligen NSV Kindergärten

Es liegen Mitteilungen vor, dass in verschiedenen Orten Einrichtungsgegenstände und Beschäftigungsmaterial von ehemaligen NSV Kindergärten vorhanden sind und daß stellenweise die Gefahr besteht, dass sie verschleppt werden. Die Herren Bürgermeister werden ersucht, diese Gegenstände und dieses Material sicherzustellen, allenfalls verbrachte Gegenstände zurückzufordern und dem Bezirksschulrat anzuzeigen.

Suchaktion zur Feststellung vermißter Kriegsgefangener

Radio Wien bringt seit kurzem von 22.30 bis 23.30 Uhr einen Nachrichtendienst des Internationalen Roten Kreuzes aus Genf über österreichische Kriegsgefangene.

Über vielfachen Wunsch der Bevölkerung und da auch zahlreiche Nachrichten und Grüße beim Roten Kreuz in Wien erliegen, bringt die RAVAG nunmehr noch zusätzlich einen weiteren Nachrichtendienst über österreichische Kriegsgefangene auch jeden Mittwoch von 22.30 bis 23.30 Uhr. Nachrichten über österreichische Kriegsgefangene in der Sowjetunion werden von Radio Wien in Vortrag über Russland an jedem Montag um 19.15 Uhr gebracht.

Rückführung landwirtschaftlicher Traktoren und Gummiwagen aus Oberösterreich und Salzburg nach Niederösterreich und Wien

Im Zuge der Kriegsereignisse wurden landwirtschaftliche Traktoren, gummibereifte Wagen und gewöhnliche Wirtschaftswagen nach Oberösterreich und anderen im Westen Österreichs jenseits der russisch - amerikanischen Demarkationslinien weggeführt. Die Rückführung der Fahrzeuge, vor allem Traktor, kann nur entweder einzeln durch den Besitzer oder von einem von ihm beauftragten Fahrer oder gemeinsam in Kolonne erfolgen.

Über den Zeitpunkt und die Art die Rückführung der Fahrzeuge kann augenblicklich noch nichts mitgeteilt werden, weil die Verhandlungen mit den Besatzungsmächten noch im Gange sind. In diesem Zusammenhange wird auf die Verlautbarung im Rundfunk und in den Tageszeitungen hingewiesen.

Anordnung der Abteilung für Niederösterreich des Sowjetteils der Kontrollkommission in Presseangelegenheiten (Zensur)

Herr Major  B a ß ,  Leiter der Abteilung für NÖ des Sowjetteils der Kontrollkommission, Wien 1., Wallnerstraße 3, hat, wie nachstehend angegeben, verlangt, daß

  1. von allen in Niederösterreich herausgegebenen Provinzzeitungen sofort nach ihrem Erscheinen regelmäßig je sieben Pflichtexemplare der Abteilung für NÖ des Sowjetteils der Kontrollkommission zugesendet werden.
  2. alle in NÖ hergestellten Druckwerke, wie Bücher, Broschüren und Flugblätter, zur Vorzensur eingereicht werden.
  3. Plakate und Kundmachungen, welche Art immer, vor der Veröffentlichung auf kurzem Wege dem zuständigen Ortskommandanten zur Vorzensur vorgelegt werden.
  4. alle periodisch erscheinenden Druckschriften, ebenso wie die Provinzzeitungen und insbesondere alle Amtsblätter unmittelbar nach Erscheinen ebenfalls in je zwei Exemplaren der obgenannten Abteilung übermittelt werden,
  5. dieser Forderung die Abteilung für NÖ des Sowjetteils der Kontrollkommission entsprechender Nachdruck verliehen wird, da sonst bei Nichteinhaltung oder säumiger Erfüllung dieser Forderung die betreffenden Provinzblätter mit ihrer Einstellung zu rechnen haben.

Ausstellung von Identitätsausweisen

Auf Grund der Verordnung des Staatsamtes für Inneres vom 8. Oktober 1945 haben alle österreichischen Staatsbürger, die ihren ordentlichen Wohnsitz oder dauernden Aufenthalt im Gebiete der Republik Österreich und das 14. Lebensjahr vollendet haben, einen Identitätsausweis bei sich zu führen und auf amtliches Verlangen vorzuweisen.

Der Identitätsausweis wird von der Bezirkshauptmannschaft ausgestellt und ist hierfür eine Gebühr von S 1,- zu entrichten.

Hofbegehung durch den Ortsbauernrat

Zwecks vollständiger und gerechter Erfassung der lieferpflichtigen landwirtschaftlichen Produkte wurden von den Ernährungsämtern Hofbegehungen in jedem Betrieb angeordnet.

Weihnachten 1945

Aufruf zur Weihnachtszeit in Niederösterreich für Kriegsgefangene und Heimkehrer:

Wohl werden in diesem Jahr die Weihnachtsglocken wieder als Friedensglocken läuten und doch ist in vielen Familien der Friede noch nicht eingekehrt. Es fehlt der Vater, der Sohn oder Gatte, der sich noch immer in einem fremden Land in Kriegsgefangenschaft befindet. Ihnen gilt nicht nur unser Gedenken, sondern muß auch unsere rascheste Hilfe zukommen. Es mangelt ihnen vielfach an der notwendigsten Wäsche und Kleidung, um den harten Winter und die Rückkehr in die Heimat zu überstehen.

Für die Kriegsgefangenen- und Heimkehrer - Weihnachtshilfe werden entgegengenommen:

Sachspenden (Wäsche, Kleider, Spinnstoffe aller Art in allen Gemeindeämtern bis 3. Jänner 1946)

Wenn auch feststeht, dass Niederösterreich jenes Bundesland ist, das durch die Kriegsereignisse schwerste wirtschaftliche Verluste erlitten hat, so hat doch die Landesregierung vollstes Vertrauen zur Opferfreudigkeit und Hilfsbereitschaft der Bevölkerung für ihre Kriegsgefangenen und Heimkehrer. Sie brauchen und verdienen unsere Hilfe!

Tragen von Uniformen der deutschen Wehrmacht

Zufolge Beschlusses des Alliierten Rates ist das Tragen von Uniformstücken der ehemaligen deutschen Wehrmacht (einschließlich Kopfbedeckung) durch die Zivilbevölkerung nur dann zulässig, wenn die Uniformstücke gefärbt und alle Abzeichen und Distinktionen (Knöpfe, Achselspangen), die an ein Militärkleidungsstück erinnern, entfernt wurden.

Heimgekehrte Kriegsgefangene müssen 14 Tage nach ihrer Heimkehr ihre etwa im Besitze befindlichen Uniformstücke geändert haben. Es wurde auch vom russischen Landeskommando zum Ausdrucke gebracht, daß Polizei- und Gendarmerieorgane keine Uniformstücke tragen dürfen, die denen der deutschen Wehrmacht ähnlich sind.

Aufhebung des Erbhofrechtes

Alle Rechtsvorschriften auf dem Gebiete des Erbhofrechtes werden für den Bereich der Republik Österreich aufgehoben.

 

Auszug aus dem Protokoll der Sitzung des Alliierten Rates vom 11. September 1945:

Die politische Tätigkeit der demokratischen Parteien in Österreich – Beschlussfassung:

  1. Von heute an wird den demokratischen Parteien gestattet, in denkbarer Freiheit ihre politischeTätigkeit in ganz Österreich unter der Bedingung zu entfalten, dass
    1. die demokratischen Parteien sich verpflichten, das freie unabhängige Österreich zu festigen und zu unterstützen,
    2. die Wahrung der demokratischen Prinzipien und den entschiedenen Kampf gegen die nazistische Ideologie in allen ihren Arten und Formen im öffentlich - politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Leben sicherzustellen,
    3. keine Tätigkeit gegen die Besatzungsmächte oder gegen ein von ihnen sowie gegen ihre Truppen auf dem Gebiete Österreichs auszuüben.
  2. Der österreichischen sozialistischen Partei, der österr. kommunistischen Partei und der österr. Volkspartei , die antifaschistische und demokratische Parteien sind, zu gestatten, ihre Tätigkeit im ganzen Gebiet Österreichs unter Berücksichtigung der in Punkt 1 dargelegten Bedingungen auszuüben.
  3. Um die Erlaubnis zu ihrer Berechtigung und Ausübung ihrer politischen Tätigkeit zu erhalten, sind andere existierende und neu entstehende demokratische politische Parteien Österreichs verpflichtet, ihr Programm dem Alliierten Rate zur Begutachtung vorzulegen und die in Punkt 1 dargelegten Bedingungen zu erfüllen.
  4. Die Durchführung der öffentlichen Versammlungen und Demonstrationen wird in den Besatzungszonen durch die zuständigen Besatzungsbehörden und im Gebiet der Stadt Wien durch die Interalliierte Kommandantur geregelt. Zur Durchführung der geschlossenen Parteiversammlungen in nicht öffentlichen Gebäuden ist keine Erlaubnis einzuholen.

Der Leiter des schriftlichen Protokolles: Tschistjakow

Für die Richtigkeit der Ausfertigung: Oberst Kostkin

(Auszugsweise Zitierung der Amtsblätter der Bezirkshauptmannschaft Horn vom 12. Juli 1945 bis 3. Jänner 1946)


Nachkriegszeit (Teil 2)

Am 9. Juni 1946 fand in Maria Dreieichen eine großartige Glockenweihe statt. Auch für Mörtersdorf wurde eine neue Glocke mitgeweiht, da die vorherige ebenfalls für Kriegszwecke abgeliefert werden musste.

Auch in der Gemeinde Mörtersdorf erfolgt nun der allgemeine Wiederaufbau nach dem so schrecklichen 2. Weltkrieg. Die Straßenbeleuchtung wird wieder funktionsfähig gemacht, die Ortskapelle vollständig renoviert, so dass wieder regelmäßig hl. Messen abgehalten werden können, die Bachregulierung und die Anlage einer Wasserleitung ist in Planung usw.

Im Jahr 1949 hat Mörtersdorf 160 Einwohner.

1951 wurde der „Geiersdorferbach“ reguliert. Die Zufuhr von Steinen und Sand wurde von den Ortsbewohnern geleistet. Gleichzeitig wurde ein neuer Feuerlöschteich angelegt, der zugleich die Funktion eines Badeteiches hat.

Am 23. Juni 1951 ging ein gewaltiger Wolkenbruch über Mörtersdorf nieder. Der Ortsbach trat überall über die Uferböschung und die Felder wurden überschwemmt.

Im Jahr 1952 gab es ein starkes Auftreten des Kartoffelkäfers.

Die Gemeinde Mörtersdorf veranstaltete im März 1952 eine Feier zur Ehrung des Herrn Lausch, der bereits 50 Jahre als Gemeindediener tätig war.

Ab dem Jahre 1953 sollte die Gemeinde Mörtersdorf dem Postamte Gars am Kamp zugeteilt werden, was aber durch den Gemeinderat mit einem Protestschreiben an die Postdirektion verhindert wurde.

Der Gemeinderat beschließt am 15. März 1953, das Gemeindehaus Mörtersdorf Nr. 15 an Leopold Nachtnebel zu verkaufen. In diesem Jahr war ein starkes Auftreten der Maul- und Klauenseuche.

Trotz eines vom Gemeinderat am 21. Juni 1953 gefaßten Beschlusses, dem Schulsprengel Horn zugeteilt zu werden, blieben die Kinder in Schulsprengel Gars am Kamp.

Zur Abdeckung der Kosten für die Renovierung der Ortskapelle wird seitens der Gemeinde eine Haussammlung durchgeführt. Als Grundlage für die Höhe der Spenden wird der Einheitswert herangezogen.

1955 wird die Bundesstraße (Ortsdurchfahrt durch Mörtersdorf) neu errichtet und verbreitert. Es wird eine neue Mauer aufgeführt.

Bundespräsidentenwahl am 13. Mai 1956:    97 gültige Stimmen, davon 72 ÖVP, 25 SPÖ

Am 26. Februar 1956 war die Konzessionserteilung zur Ausübung des Gast- und Schankgewerbes an Alfred Purker, Mörtersdorf 26. Im Herbst 1956 erfolgte die Errichtung eines Waaghauses.

Der Gemeinderat nimmt die Stillegung der Volksschule im Schuljahr 1956/57 auf ein Jahr zur Kenntnis und wünscht im Einvernehmen mit den Eltern, die Kinder für die Zeit der Stillegung nach Mold einzuschulen.

Am 18. November 1956 wird Rudolf Aubrunner als Gemeindediener eingestellt.

Da die Schulwohnung noch von Frau Magdalena Schleritzko als Dienstwohnung benützt wird, beschließt die Gemeinde für diese Benützung mit sämtlichen Nebenräumen und Obst- und Gemüsegarten S 60,- Monatsmiete einzuheben.

In dem der Gemeinde gehörigen Feuerwehrhaus Mörtersdorf 35 wird am 9. Dezember 1956 eine Kühlanlage eingerichtet und eine Kühlgemeinschaft gegründet.

Im Frühjahr 1959 erfolgte die Erneuerung des „Saulackenweges“.

Gemeinderatswahl am 10. April 1960 in Mörtersdorf:

ÖVP 58 Stimmen 6 Mandate
SPÖ 16 Stimmen 1 Mandat
ÖVP Wirtschaftsbund 17 Stimmen 2 Mandate


Bei der konstituierenden Sitzung des Gemeinderates am 30. April 1960 wurde Rupert Wunderl, Mörtersdorf 3, zum Bürgermeister und zum Vizebürgermeister Anton Zeitlberger, Mörtersdorf 4, gewählt.

Im Herbst 1960 wurde die moderne Ortsbeleuchtung (Neonbeleuchtung) installiert.

Volkszählung am 21. März 1961: 76 männliche und 68 weibliche Einwohner.

Im Februar 1964 wird ein Weg zwischen Bundesstraße und Dreieichner - Weg angelegt. Den Grund hierfür tritt Herr Adolf Schmalhofer an die Gemeinde ab.

Eine Bushaltestelle an der Bundesstraße Richtung Horn wird im Sommer 1964 durch die Firma Lenikus errichtet, die Auffahrten im Unterort werden asphaltiert und der Graben beim Mühlweg wird gehoben.

Im Zuge der Errichtung von Großgemeinden werden die ersten Verhandlungen am 15. Mai 1966 geführt. Die Herren Rupert Purker, August Groll und Josef Bauer werden zu den Verhandlungen zum Zusammenschluß mit der Gemeinde Mold entsandt.

1966 werden neue Bänke in der Ortskapelle aufgestellt und auch die notwendigen Reparaturen der Fassade und des Innenraumes durchgeführt.

In der Gemeinderatssitzung am 24. August 1966 beschließt der Gemeinderat einstimmig die freiwillige Vereinigung der Gemeinde Mörtersdorf mit der Gemeinde Zaingrub und Mold zu einer Großgemeinde.

Am 1. Jänner 1967 verliert die Gemeinde Mörtersdorf ihre Selbständigkeit und wird an Mold angegliedert. (2. Zusammenlegung)

Der letzte Gemeinderat setzt sich wie folgt zusammen:

Bürgermeister: Rupert Purker
Vizebürgermeister: August Groll
Gemeinderäte: Josef Bauer
Willhelm Berka
Karl Vollmost
Franz Schrammel
Alois Frauberger-Purker
Anton Ponstingl
Anton Zeitlberger

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4. Der Grasel

 

PERSONS-BESCHREIBUNG DES HÖCHST GEFÄHRLICHEN RAUB-MÖRDERS JOHANN GEORG GRASEL

(aus den Verhören seiner verhafteten Raubgenossen entnommen)

Johann Georg Grasel ist 22 Jahre alt, grosser schlanker Statur, hat ein längliches mehr mageres als fettes Gesicht von gesunder Farbe mit wenigen Blatternarben und Sommersprossen, graue Augen, eine längliche gespitzte etwas links gebogene Nase, die Unterlippe kennbar stärker als die obere, kleine weisse, etwas voneinander stehende Zähne, dunkelbraune kurz geschnittene Haare, derlei schwache Augenbrauen und schwachen unter das Kinn gewachsenen Backenbart, unter dem rechten Ohr eine Schranne, die quer gegen die Wange läuft, und den kleinen Finger an der rechten Hand krumm und einwärts gebogen.

Seine Kleidungsstücke können nicht angegeben werden, da er sie oft wechselt und nach den Umständen, und wie es ihm zu seinen Vorhaben passend erscheint, ändert. Gewöhnlich soll er sich jedoch für einen Pferdehändler, Viehhändler, Scheinhändler und dergleichen ausgeben, nach Art der Leute von diesen Handthierungen auch gekleidet seyn und einen silbernen gedrehten, auch einen Reifring an der rechten Hand tragen.

Er legt sich auch die Nahmen Franz Schoenauer, Frey, Fleischmann u.a. bey. Seine Raubgenossen nennen ihn den grossen Hansjörgel. Er spricht geschwind deutsch, auch böhmisch und ist sehr kühn, unternehmend, stark und gewandt; sein Betragen unter fremden Leuten ist aufgeweckt und fröhlich; er liebt insbesondere die Frauenzimmer und den Tanz; unter seinen Raubgenossen ist er äusserst streng, und bey Einbrüchen durch Mauern, Thüren, Schlössern aller Art sehr geschickt; er hat sehr viel Muth und obschon er weder lesen noch schreiben kann, so hat er doch einen sehr guten Kopf und vergißt nicht leicht etwas.

Er trägt gewöhnlich Pistolen, Terzerolle, Messer und ein Stilet bey sich, und hält sich meistens in Wäldern und abgelegenen Wasenmeistereien auf. (aus Bletschacher, „Der Grasel“)

 

Die Verhaftung

Die Tatsache, daß Grasel so lange seinem Handwerk nachgehen konnte, ist sehr erstaunlich. Sie erklärt sich aus den Justiz- und Polizeiverhältnissen der damaligen Zeit. Wie schon erwähnt, standen Justiz und Polizei in erster Instanz (außer über Adelige) in den landesfürstlichen Städten den Magistraten, sonst den Grundherren (den „Herrschaften oder Dominien“) zu. Seit Josef II. war die Gerichtsbarkeit dieser Herren unter strenger staatlicher Aufsicht; sie mußten sie durch rechtskundige, vom Obergericht geprüfte Beamte (Justiziäre) ausüben; sie waren für den Schaden haftbar, den die Justiziäre bei ihrer Amtsführung verursachten; das Appelationsgericht übte die Aufsicht aus und konnte Justiziäre im Disziplinarwege entfernen. Ein Teil dieser Herrschaften hatte auch die Landesgerichtsbarkeit, das heißt die Gerichtsbarkeit über schwere Verbrechen.

Alle diese Gerichte hatten ungemein kleine, vielfach übergreifende Sprengel. Es gab etwa tausend Herrschaften in Niederösterreich (die genaue Zahl wußte niemand), von denen etwa 200 Landgerichte waren. Zweihundert Galgen standen in einem Lande, das damals sicher nicht über eine Million Einwohner zählte. Man kann sich denken, daß ein solcher Landesgerichtsverwalter, der neben der Zivil- und Strafgerichtsbarkeit auch die ganze Polizei mit der unzulänglichen Exekutivgewalt von einem oder zwei Gerichtsdienern und den Gemeindewachtern“ ausübte, der dabei obendrein meist noch die landwirtschaftliche Verwaltung des herrschaftlichen Gutes zu besorgen hatte, zwar sehr vielseitig beschäftigt, aber in nichts gründlich erfahren war, am wenigsten in der geschickten Behandlung schwieriger Kriminalfälle.

Und nun sollten diese vielen kleinen Landrichter, die vermutlich nur alle paar Jahre einmal einen schweren Verbrecher sahen, mit einer so ausgebreiteten Verbrechergesellschaft fertig werden, die sich noch dazu der heimlichen Unterstützung der Gerichtsdiener erfreute.

Der hohen „Polizey- und Censur-Hofstelle“ in Wien war es natürlich höchst unangenehm, daß wenige Meilen von der Hauptstadt, in der sich das glanzvolle Treiben des Wiener Kongresses abspielte, eine gefährliche Räuberbande ihr Unwesen trieb.

Aber so viele Köpfe, so viele Meinungen gab es; jeder Kreishauptmann, jeder Polizeidirektor, hatte einen anderen Plan, und jeder von den Landrichtern hatte auch seine besondere Methode, den Grasel zu fangen. Das führte zu endlosen Schreibereien zwischen den einzelnen Ämtern und die Antwort kam meist erst, wenn sie durch die Tatsachen überholt war. Die Maßregeln des einen störten den Plan des anderen, und wenn einer Anstalten traf, Grasel in sein Gebiet zu locken, so traf sicherlich der Nachbar Maßnahmen, die Grasel weit weg verscheuchten.

Diesem Durcheinander wurde erst im Oktober 1815 ein Ende gemacht, als durch einen Erlass aller beteiligten Hofstellen ausschließlich der Wiener Magistrat mit der Untersuchung aller mit der Graselschen Angelegenheit zusammenhängenden Fälle betraut und alle Zivil- und Militärgerichte angewiesen wurden, die Verhafteten nach Wien einzuliefern.

Die Hauptmethode, mit der man Grasel habhaft zu werden trachtete, war die Veranstaltung von Streifen und Durchsuchungen verdächtiger Häuser (Visitationen). Im Verein mit herrschaftlichen Jägern und Bedienten durchsuchten die Kriminalrichter Häuser und Wälder, die ihnen ein Aufenthalt der Einbrecher zu sein schienen. Auf diese Weise wurden allmählich die meisten Kameraden Grasels gefangen; dieser wußte aber, jedesmal wie durch ein Wunder zu entkommen.

Da die ländlichen Sicherheitsorgane für derartige Zwecke sich bald als gänzlich ungeeignet erwiesen, zog man Militär heran. Aber auch dieses wurde nicht etwa einheitlich verwendet, sondern die Kräfte zersplittert, weil bald jeder Ort aus Furcht vor Grasel Militärassistenz haben wollte.

Eine Versammlung sämtlicher Landrichter des Korneuburger Kreises erneuerte im Oktober 1815 den Antrag auf Aussetzung einer außergewöhnlich hohen Kopfprämie nebst Zusicherung der Straflosigkeit für Mitschuldige, durch die die Verhaftung Grasels bewirkt würde. Kaiser Franz bewilligte die Kopfprämie von 4.000 Gulden.

Ein gewisser David MAYER aus Brünn, welcher im besonderen Auftrag des Ministers handelte, musste zum Scheine Räuber spielen, weil es auf andere Weise unmöglich war, an Grasel heranzukommen. Er hatte zu diesem Zweck im Oktober 1815 eine Reise in die Gegend nach Zlabings gemacht, um sich von den Verbindungen und dem Anhange Grasels genauere Kenntnis zu verschaffen und sich über Umwege in die Räuberszenerie einschleußen zu lassen.

Er faßte nun den Plan, mit Wissen der Behörden die Komödie der Befreiung einer dem Grasel nahestehenden Person, die sich im Arrest befand, aufzuführen. Die zur Befreiung ausgesuchte Person war RESEL HAMBERGER; eine Geliebte des Grasels, welche in Drosendorf inhaftiert war.

Als Ort der Verhaftung wurde MÖRTERSDORF, eine Ortschaft südlich von Horn, gewählt. Mayer sollte mit Rücksicht auf die durch ein Wagengebrechen eingetretene Verspätung sofort in die Wasenmeisterei fahren und dort an Grasel den mit Opium präparierten Kaffee verabreichen. Mit dem einschlafenden Grasel sollte er dann nach Mörtersdorf fahren. Schläft Grasel bereits fest, so bleibt Mayer einfach stehen und Grasel wird gebunden; ist Grasel aber noch wach, dann fährt Mayer weiter und ein Bewacher folgt in größerer Entfernung so lange, bis Mayer zum Zeichen, daß Grasel eingeschlafen sei, stehen bleibt.

... Als Mayer die Straße gegen MÖRTERSDORF einschlug, fiel dies Grasel auf; die Straße gegen Mähren, wo er hinwollte, ging ja in die entgegengesetzte Richtung. Mayer beruhigte ihn mit der Aufklärung, er wolle einen seiner Diebsgenossen aufsuchen.

Mayer fuhr sehr langsam über Mold, er wollte den Eintritt der Wirkung des Opiums abwarten. Allein der Trunk wirkte so gut wie gar nicht, kaum daß Grasel ein wenig betäubt wurde. Grasel hatte, als sie lange nach Mitternacht vor Mörtersdorf ankamen, bereits zwei Stunden den Trank im Leibe und machte noch immer keine Miene, einzuschlafen. Mayer hielt darum das Fuhrwerk vor dem Dorfe an, stieg ab, gab Grasel die Zügel, hieß ihn mit der alten Penkhart, einer Diebsgenossin, seine Rückkehr erwarten und ging in den Ort, um sich mit den dort wartenden SCHOPF über die neue Lage der Dinge zu besprechen. Grasel gegenüber schützte er eine Ausrede vor. Nach Grasels Erzählung sagte er, er wolle vorausgehen, seinen Knecht holen. Die Lage war für Mayer sehr kritisch und es blieb ihm nur die Hoffnung, der allzeit findige Schopf, Justiziär von Drosendorf, der ja längst in Mörtersdorf sein mußte, werde einen Ausweg aus der Schwierigkeit finden.

Allein Mayer sah sich in seiner Hoffnung betrogen, von Schopf war nichts zu entdecken. Statt mit einem Wagen auf der Straße zu warten, war Schopf, wie wir wissen, im Gehöft des Dorfrichters eingekehrt, der ausgestellte Knecht erwartete einem Wagen, der Mayer und Grasel bringen sollte, aber den zu Fuß gehenden Mayer erkannte er in der Dunkelheit nicht, und auch dieser bemerkte den Knecht nicht.

Mayer wandte sich zum Wirtshaus, dieses war finster und versperrt. Nun wurde ihm bange, alles schien sich verschworen zu haben, um sein Unternehmen zu vereiteln. Zuerst die mehrstündige Verspätung, dann das Mißlingen der Betäubung, nun die Unauffindbarkeit des Justizverwalters und die Unmöglichkeit, bei anderen Hilfe zu finden, ohne Lärm zu schlagen. Und draußen vor dem Dorf MÖRTERSDORF saß auf seinem Wagen, wach und vielleicht schon mißtrauisch, der Schrecken des österreichischen Landvolkes, im Besitze von Waffen, dem es gewiß nicht auf ein paar Lot Pulver und Blei ankam, wenn es sich darum handelte, Leben und Freiheit gegen einen Verräter zu verteidigen.

Mayer war, wie er selbst später berichtete, in größter Angst, als er einsam in der Gasse des schweigenden und schlafenden Dorfes umherirrte.

 

Die Dorfschenke

Da sah er aus einem Fenster einen schwachen Lichtschein; er trat hinzu und sah in ein kleines Schenkzimmer, in dem eine Anzahl von Bauern mit zwei beurlaubten Kanonieren beim Kartenspielen saßen. Mayer klopfte leise ans Fenster. Als der Wirt heraustrat, sagte er ihm hastig: „Ich bin ein Vertrauter von der Brünner Polizei, ich habe den Grasel auf einem Wagen und werde gleich mit ihm da sein. Ihr und Eure Gäste müssen mithelfen, ihn zu binden; weigert Ihr Euch, und haltet Ihr mit dem Grasel, so kann das Euer Haus kosten!“

Der Wirt, tief erschrocken, sagte zu. Die Gäste wurden ins Vertrauen gezogen, auch sie waren bereit. Rasch wurde der Plan verabredet, die Mehrzahl der Gäste versteckte sich in einer Nebenkammer, weil man fürchtete, Grasel werde sich weigern, ein Zimmer zu betreten, in dem so viele Menschen seien.

Nur zwei Personen blieben im Zimmer. Sobald der Grasel das Zimmer betreten habe, werde Mayer das Stichwort sagen: „Herr Wirt, haben Sie kein Zimmer?“ Darauf sollten die Leute aus der Kammer treten, alles überraschend sich auf Grasel stürzen und ihn fesseln.

Nun ging Mayer vor das Dorf zu dem Wagen. Grasel war indessen bei dem langen Ausbleiben Mayers unruhig geworden; die alte Penkhart hatte große Mühe, ihn zu beruhigen und ihn zu hindern, vom Wagen zu steigen, indem sie sagte, Michel werde sogleich kommen, er scheine überhaupt sehr vorsichtig zu sein. Nun kam Mayer und berichtete, er habe ein Gasthaus gefunden und dort ein Zimmer bestellt; im Ort drohe keine Gefahr. Dann fuhr er in die Ortschaft vor die Schenke. Mayer lenkte das Gespann durch das offene Hoftor, stieg ab und verschloß sofort das Tor. Mit der Bemerkung, es werde schon jemand kommen die Pferde ausspannen, lud er Grasel ein, in die Stube einzutreten. Hinter den beiden Männern ging die Penkhart. Im Gastzimmer war außer dem Wirt nur ein Kanonier anwesend. Es war ein Uhr nachts vorüber. Mayer sprach die Stichworte, aber es rührte sich nichts, niemand hatte den Mut, den Gefürchteten, der da leibhaftig vor ihnen stand, anzugreifen. Mayer wiederholte die Worte; wieder nichts. Er trat zur Kammertür, öffnete sie etwas und flüsterte: „So kommt doch heraus!“ Dann wandte er sich zur Penkhart und machte ihr ein Zeichen, worauf diese zur Tür hinausging, um die auf dem Wagen mitgebrachten Stricke zu holen.

Grasel, der seinen Mantel auf den Tisch gelegt hatte, war währenddessen in der Stube auf- und abgegangen. Mayer hatte ihn ängstlich beobachtet. Auf einmal ging er zur Tür. Vielleicht hatte er Verdacht geschöpft, er sagte, er wolle seine Sachen holen - alles war das Werk weniger Augenblicke - Mayer hatte keine Zeit zu überlegen, er sprang seinem Opfer, das ihm noch im letzten Augenblicke zu entkommen drohte, nach, faßte Grasel von hinten am Kragen und warf den Überraschten mit aller Gewalt nieder. Grasel strauchelte und fiel zu Boden. Nun war der Bann gebrochen; der Kanonier VOLLMOST sprang herzu und hielt Grasel an den Beinen fest und auf das Geschrei der beiden kamen auch die Leute aus der Kammer und beteiligten sich an der Überwältigung des Verbrechers, der sich mit aller Kraft wehrte. Plötzlich zog Grasel, dem es gelungen war, eine Hand frei zu bekommen, ein Stilett aus dem Ärmel und versuchte damit nach Mayer zu stechen. Allein dieser hielt ihn am Handgelenk fest und verhinderte, daß Grasel sich oder einen seiner Gegner beschädigte. Später, bei der Untersuchung von Grasels Bündel, zeigte es sich, daß Grasel dorthin die Pistole, nicht aber auch, wie er Mayer gesagt hatte, den Dolch gelegt hatte. Grasel hatte den Dolch, wie er zwei Tage später vor Gericht sagte, um Fleisch zu schneiden, ohne daß Mayer es gesehen hatte, wieder aus dem Bündel genommen und in die Hosentasche gesteckt. Er sagte, das Stilett sei bei der Balgerei aus der Hosentasche gefallen, er habe es wieder einstecken wollen, allein man habe es ihm sogleich weggenommen.

Als Schopfs Knecht den Wagen rollen hörte, verständigte er die beim Dorfrichter sitzenden Herren. Sie gingen sofort auf die Straße, wo ihnen bereits der Schenkwirt entgegenkam, und in Hast berichtete, in seine Stube sei ein Fremder mit Grasel gekommen. Schopf eilte mit dem Horner Wirtschaftsdirektor zur Schenke, aus der der Lärm in die nächtlich stille Dorfgasse drang. Als sie das Zimmer betraten, wogte noch der Kampf. Mit übermenschlicher Kraft versuchte Grasel noch einmal aufzuspringen, allein die Übermacht seiner Gegner war zu groß und Grasel wurde an Händen und Füßen gebunden.

Nun wurde der gefesselte Räuber auf demselben Wagen, auf dem er gekommen war, und unter dem Geleite der jetzt mutig gewordenen Bauern nach Horn ins Amt gebracht. Dort übernahm ihn der Gefangenenwächter und schloß den gefährlichen Räuber, von dem man einen Ausbruchsversuch fürchtete, in schwere Eisenketten.

Das bei Grasel gefundene Geld, etwa 130 Gulden, verteilte Mayer an seine Helfer. 70 Gulden gab er dem Kanonier VOLLMOST; 20 Gulden Schopfs Knecht, den Rest den Mörtersdorfer Bauern. Mit Recht hat die Niederösterreichische Regierung diese „Beuteverteilung“ später als „unschicklich“ bezeichnet.

Am 20. November 1815 um 8 Uhr morgens bereits ging der Transport mit der gefährlichen Fracht von Horn Richtung Wien ab. In Stockerau wurde übernachtet und am 21. November 1815 mittags traf der gefürchtete Grasel in Wien ein.

Grasel behauptete bei seinen Verhören, er hätte beim Betreten der Wirtsstube in Mörtersdorf bereits gewußt, daß er verraten sei, weil er Soldaten sah.

 

Die kaiserliche Entschließung ist von Venedig, wo der Kaiser gerade weilte, 10. Dezember 1815 datiert:

“In Ansehung der für die Einlieferung des Grasels in der Kundmachung vom 6. November 1815 zugesicherten Belohnung von 4.000 Gulden überlasse Ich Ihnen hiernach Ihr Amt zu handeln und gestatte, daß der Penkhart die ihr von Mayer zugesagten 400 Gulden W.W. aus der Wiener Polizeikasse, aus welcher auch die Belohnung von 4.000 Gulden zu bestreiten ist, verabfolgt werden. Dem Drosendorfer Justizverwalter verleihe Ich in Rücksicht seiner angerühmten Verwendung die mittlere Zivilverdienstmedaille mit Öhrl und Band, wegen deren Überkommung Sie sich an Meinen Kammerzahlmeister von Mayer zu wenden haben. Dem Kremser Kreishauptmann Baron Stieber und dem Brünner Polizey-Direktor von OKACZ haben Sie für ihre zweckmäßige Mitwirkung in dieser Sache Mein Wohlgefallen erkennen zu geben.“

Dieses Schreiben erging an den Minister, welcher die weiteren Schritte unternehmen mußte.

Der Minister ließ Mayer nebst dem Ersatz seiner Auslagen, die nach einer sehr summarischen Aufstellung Mayers 2.509 Gulden betrugen, die vollen 4.000 Gulden zukommen, ebenso der Penkhart die vom Kaiser bewilligten 400 Gulden. Außerdem erhielten, einer Anregung Stiebers folgend, die an der Gefangennahme Grasels beteiligten Soldaten und Mörtersdorfer Bauern Geldgeschenke. Der Kanonier VOLLMOST, der bereits von Mayer 70 Gulden erhalten hatte, bekam noch 130 Gulden, vier andere Helfer je 30 Gulden.

 

Die Sicherheitsvorkehrungen im Wiener Gefängnis

Als Grasel in der Nacht vom 21. Auf den 22. November 1815 ins Stadtgericht gebracht wurde, empfing man ihn dort mit besonderer Vorsicht, weil man vor einem Ausbruch des geschickten und starken Menschen große Angst hatte. Er kam in eine Zelle im dritten Stock des Gerichtsgebäudes mit der Aussicht auf das Schultergässel. Das Fenster hatte ein doppeltes Gitter, die Tür war aus Eisen und der Abzugskamin mit einem Gitterrost versehen. An den Füßen trug Grasel beständig ein neun Pfund schweres Springeisen. Zur Nachtzeit wurde er auch an den Händen mittels eines eisernen Leibringer und einer daran befindlichen Handbretze geschlossen und überdies wurden zur Nachtzeit die Springeisen mit einer Kette an einem im Boden eingelassenen Eisenring befestigt.

 

Das Urteil

Vom 22. November 1815 mit einigen Unterbrechungen bis 6. Mai 1817 wurden Grasel und seine Spießgesellen einvernommen. An Grasel wurden 906 Fragen gestellt. Das Verhörprotokoll füllt 568 Bogen in Kanzleiformat. Die Protokolle vor dem Militärgericht tragen außer der Unterschrift des Stabsauditors Höllinger noch weitere 13 Unterschriften von 4 Soldaten, 4 Unteroffizieren, 2 Oberleutnants, 2 Hauptleuten und einem Major als Präses. Grasel wurden 202 Verbrechen nachgewiesen. Das gesamte Aktenmaterial jedoch, worüber ein „Verzeichnis der zu der Johann Georg Graselischen Räuberbande gehörigen Mitverflochtenen“ angelegt wurde, umfaßte 1.378 Bögen Untersuchungsprotokolle mit 1.185 Beilagen. Angeklagt waren 214 Personen.

Der Hofkriegsrat entschied am 31. Dezember 1816, daß „Grasel samt seinen militärischen Lastergespänen beim Stabsauditoriate abgeurteilt werden müsse, weil derselbe bereits zur Fahne geschworen hat und seine Komplizen Fähding, Stangl und Haidinger Deserteure des in Wien garnisonierten Infanterieregimentes Erzherzog Carl waren“.

Das Urteil wurde den Verurteilten am 28. Jänner 1818 in der bei dem Militärgericht vorgeschriebenen feierlichen Weise bekanntgegeben.

„Johann G. Grasel, fälschlich auch Haller, Frey, Schönauer, Eigner und Kohl, insgemein auch der große Hans Jörg, auch Niklo genannt, von Neu-Serowitz, Znaimer Kreises gebürtig, 27 Jahre alt, ist nicht nur der Desertion und sehr zahlreicher Diebstähle, desgleichen mehrerer schwerer Verwundungen, ferner eines am 13. Juni 1812 bei Obergrünbach an dem Wirthe Michael Witzmann, weil ihn derselbe anhalten wollte, verübten Totschlages nicht minder mehrfältiger zu Reichenbach, Unterthumeritz, Zettenreith, Modes und anderen Orten mit gewaltsamer Handanlegung an die Person der Beraubten, ja selbst mit anhaltender schwerer Mißhandlung derselben verübten Beraubungen schuldig, sondern er hat auch geständiger und erwiesener Maßen insbesondere bey dem weiteren in der Nacht vom 18. auf den 19. May 1814 zu Zwettl unternommenen und vollführten Raube die beraubte 66jährige Anna Marie Schindlerin auf eine solch gewalttätige und grausame Art behandelt, daß der Tod derselben daraus erfolgt ist und nothwendig erfolgen mußte.

Jakob Fähding, insgemein Gams genannt, ...

Ignaz Stangl, insgemein Natzl, auch der schöne Natzl genannt...

Was nun die Bestrafung dieser Verbrecher betrifft, so soll der Johann Georg Grasel, da er seine schwersten Verbrechen noch vor dem Eintritt in den Soldatenstand begangen hat, und daher nach den Civil Strafgesetzen abzuurteilen ist, insbesondere seines an der Anna Marie Schindlerin zu Zwettel verübten räuberischen Totschlages wegen in Gemäßheit der § 124 und § 10 des Gesetzbuches über Verbrechen mit dem Tode DURCH DEN STRANG bestraft werden.

 

Die Urteilsverkündung und Hinrichtung

Grasel schien - wie Perth berichtet - das Urteil ziemlich gelassen anzuhören, er sagte nachher bloß, daß er froh wäre, daß er sich seinem Ende nähere, doch schmerze es ihn, mit dem Strange hingerichtet zu werden, den Tod durch Pulver und Blei würde er als eine besondere Gnade empfinden.

Die zum Tode Verurteilten waren am Tage vor der Hinrichtung zum öffentlichen Besuche zugänglich. Ein Wiener Tagebuch besagt, daß „die beiden anderen wilde Gesichter hatten; ganz das Gegenteil vom Grasel, er unterhielt sich eben mit einem Feld-Caplan - war standhaft.“

Der Polizeidirektor von SIBER berichtet über die Hinrichtung an den Polizeiminister:

„Die drei Delinquenten Grasel, Fedinger und Stangel, sind heute früh um 8 Uhr zum Richtplatze auf die Glacis geführt worden, die beiden letzteren waren sehr schwach und besonders Stangel, welcher einer Ohnmacht nahe schien, ward von dem ihn begleitenden Geistlichen und einem Manne geführt. Diese Schwäche hat selbe bis an ihr Lebensende nicht verlassen. Grasel war sich ganz gegenwärtig, er sah mit voller Geistesgegenwart ganz genau zu, wie die beiden anderen mit dem Strange hingerichtet wurden, und dann trat er festen Fußes zum Galgen, entkleidete selbst den Hals und die Brust, und da er vorher das Kruzifix, den Geistlichen und den Scharfrichter geküßt hatte, gab er sich dem letzteren hin. Eine unzählige Menge von Menschen wohnte der Exekution bei“.

Perths Tagebuch, welches auf Bericht des Geistlichen angefertigt, berichtet:

„... Die drei Verurteilten hatten sich reumütig mit Gott versöhnet. Stangel wurde zuerst gehängt, er verlor das Bewußtsein, als man ihm den Rock auszog. Auch Fähding wurde halb ohnmächtig hingerichtet. Grasel behielt bis zum letzten Augenblick seines Lebens das volle Bewußtsein und beiwes eine bewundernswerte Standhaftigkeit, die ihn wirklich als einen Anführer charakterisierte.

Denn als ihm die Henkersknechte nach ihrer Gewohnheit etwas unsanft das Kleid ausziehen wollten, sagte er zu ihnen, indem er sie verächtlich anblickte: „Seyd doch nicht so grob, ich werde mich schon selber ausziehen.“ Er entkleidete sich hierauf, entblößte seinen Hals, trat zu Herrn Schmitt, dankte ihm mit Rührung für seine Bemühungen (Schmitt war der Militärkaplan), küßte ihn innig und bath ihn seiner eingedenk zu sein und stellte sich dann unter den Pflock so gerade hin, als ob er in der Linie stünde. Als nun der Henker an ihm sein Amt zu handeln begann und ihn unter der gewöhnlichen Formel bath, ihm seine Handlung zu verzeihen, und keinen Groll auf ihn zu haben, da er nur seine Pflicht erfüllen müsse, wandte sich Grasel mit den Worten zu ihm: „Ich verzeihe Dir von Herzen, mache es nur kurz, damit ich nicht lange leide und küsse mich noch einmal“, wonach sich beide küßten. Der Henker warf ihm den Strang um den Hals und als er eben die Kehle zuschnüren wollte, bath ihn Grasel noch um einen Augenblick Geduld. Ersterer, welcher glaubte, daß Grasel noch etwas sagen wollte, hielt inne, da aber letzterer nur halb lächelnd herumblickte und zum Henker bloß die Worte sprach: „Jesus, welche Menschenmenge“, so eilte dieser mit der Exekution rasch vorwärts und in wenigen Minuten hatte Grasel überstanden.

 

Resümee des bei der Hinrichtung anwesenden Exekutionskommandanten, Infanterieoffizier Graf Bombelles:

Die Art, wie Grasel zum Galgen ging, flößte dem Grafen Respekt ein und er äußerte später:

„Wenn dieser Strolch eine anständige Erziehung genossen hätte, wäre aus ihm gewiß ein Held geworden.“

(Auszug aus „Eine Sammlung merkwürdiger Wiener Straffälle, Archiv des Grauen Hauses: Johann Georg Grasel von Dr. Robert Bartsch, Rikola Verlag 1924)

 

In Maria Dreieichen erinnert noch die „GRASELHÖHLE“ an den verwegenen Räuber. Außerdem ist im Höbarthmuseum in Horn eine ständige Grasel - Ausstellung zu sehen.

 

Quellen:

  • Topographie von Niederösterreich (Verlag des Vereines für Landeskunde in NÖ)
  • Schweickhardt, Viertel ober dem Manhartsberg
  • Totenbuch Pfarramt Maria Dreieichen 1866
  • Schulchronik der ehemaligen Volksschule Mörtersdorf
  • Gemeinderatsprotokolle von 1891 bis 1914, dieselben von 1946 bis 1966
  • Protokollbücher der Freiwilligen Feuerwehr Mörtersdorf
  • Heimatscheinprotokollbuch 1864 – 1938
  • Johann Georg Grasel von Dr. Robert Bartsch, Rikola Verlag
  • Der Grasel von Richard Bletschacher
  • Geschichte und Beschreibung von Maria Dreieichen
  • Auskünfte und Aufzeichnungen von Privatpersonen.


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5. Bürgermeister

 

1846

Josef Zeitlberger

- 1867 Johann Brunner
1867 - 1873 Franz Wunderl
1873 - 1877 Franz Hofbauer
1877 - 1880 Franz Wunderl
1880 - 1882 AntonZeitlberger
1882 - 1885 Müllner
1885 - 1888 Franz Wunderl
1888 - 1891 Anton Brunner
1891 - 1894 Karl Ertl
1894 - 1919 Franz Wunderljun.
1919 - 1934 Ignaz Schiedlbauer
1934 - 1938 Rupert Wunderl

- 1.10.1938 Josef Bauer, kommissarischer Bürgermeister

 

Vom 1.10.1938 bis 10.10.1945 war Mörtersdorf an die Großgemeinde Mold angegliedert und die Bürgermeister von Mold für die Gemeindeagenden zuständig.    (1. Zusammenlegung)

1.10.1938 - Mai 1940 Franz Arbinger, Mold
Mai 1940 - 10.10.1945 Johann Rauscher, Mold

 

Am 10.10.1945 wurde die Gemeinde Mörtersdorf wieder eine selbständige Gemeinde.

10.10.1945 - 1965 Rupert Wunderl
1965 - 31.12.1966 Rupert Purker

 

Mit 1.1.1967 wurde die Gemeinde Mörtersdorf zusammen mit der Gemeinde Zaingrub wieder an die Großgemeinde Mold angeschlossen. (2. Zusammenlegung)


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6. Ehrenbürger

 

Bartholomäus LIPPBURGER, Schulleiter (+ 16. Juli 1903 in Mold)

Dem Schulleiter wurde die Ehrenbürgerschaft am 1. Februar 1899 zu seinem 25jährigen Dienstjubiläum verliehen.

Der Geehrte schreibt darüber in der Schulchronik:

„Am 1. Februar 1899 feierte ich mein 25jähriges Dienstjubiläum in Mörtersdorf. Es war ein schönes Fest, als die Gemeinde hier am 1. Februar d.J. anläßlich der Ernennung ihres Schulleiters zum Ehrenbürger feierte. Beim hereinbrechenden Abend nahm der Festzug auf dem Ortsplatze Aufstellung; die Schuljugend, die Gemeindevertretung, der Ortsschulrat, die freiwillige Feuerwehr, die Lehrer aus der Umgebung und viele Ortsinsassen.

Bei Lampions- und Fackelschein und unter Hörnerklang bewegte sich der Zug zum Schulhause. Hier hielt der Bürgermeister, Herr Franz Wunderl, an den Jubilar eine herzliche Anrede, in welcher er dessen 25jährige Wirksamkeit als Lehrer zu Nutz und Frommen in dieser Gemeinde hervorhob, ihm den Dank für seine Bemühungen aussprach und die Ehrenurkunde überreichte. In gleich aufrichtiger Freundschaft sprachen die Vertreter des Ortsschulrates und der Feuerwehr. Gerührt dankte der Gefeierte mit schlichten Worten. Mehrere Schulkinder sprachen passende Gedichte und überreichten einen Segensspruch mit einer Blumenspende. Namens der Lehrerschaft beglückwünschte ihn der Obmann des Lehrervereines, Herr Alois Gamerith. Draußen im Abendschweigen erklang das schöne Lied: „Das treue, deutsche Herz.“ Mit einem dreifachen Hoch auf den Jubilar schloß die Feierlichkeit.

In derselben Anordnung trat hierauf der Zug seinen Rückweg an. Eine gesellige Unterhaltung in den Gasthausräumen des Herrn Johann Zeitlberger vereinigte die Festteilnehmer. Trinksprüche, Lieder und Musikvorträge wechselten mit Ansprachen. Herr Pater Columban Graßler, Religionslehrer an der hiesigen Schule beglückwünschte die Ortsbewohner zu ihrem Lehrer, den Dank an die Gemeinde, die in Eintracht mit Schule und Lehrer an der Erziehung und Bildung der Jugend mitwirkt, sprach Herr Oberlehrer Karl Süß aus Reinprechtspölla.  Heil!

Hier nochmals meinen verbindlichsten Dank für die so überraschende Ehre!“

Bartholomäus Lippburger

 

Pater Adrian BINDER, Pfarrer von Maria Dreieichen (+ Dezember 1905)

Pater Binder bekam die Ehrenbürgerschaft am 14. Mai 1905 in Anbetracht seiner Verdienste um die Pfarre verliehen.

Die Gemeinde Mörtersdorf dürfte mit der Verleihung des Ehrenbürgerrechtes sehr sparsam gewesen sein, da nur diese beiden Herren aus den vorhandenen Aufzeichnungen herausgefunden werden konnten.


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7. Die Volksschule

Wie lange die Volksschule Mörtersdorf besteht, kann nicht eruiert werden. 1783 wurde Maria Dreieichen zur Pfarre erhoben. In dieser Zeit wird Mörtersdorf als eine Filialschule von Mold bezeichnet. Vormals gehörte Mörtersdorf zur Pfarre Gars und so wird auch die Schule eine Filialschule von Gars gewesen sein.

Damals war das Schulhaus das ehemalige Gemeindehaus Mörtersdorf Nr. 15 und bestand nur aus einem Zimmer und Vorhaus, an das Halterhaus anstoßend, welches zugleich als Lehrzimmer und Lehrerwohnung diente. Erst im Jahre 1817 wurde das betreffende Zimmer als Wohnung für den Lehrer belassen und gegen Westen anstoßend, ein Lehrzimmer mit separatem Eingang angebaut. Der Umbau erfolgte, weil der damalige Lehrer Georg Fürst 6 Kinder hatte und deshalb der Raum für Schule und Wohnung nicht ausreichte und „auch nicht schicklich war“. Im Jahre 1846 wurde, da sowohl Lehrzimmer als auch Lehrerwohnung zu klein waren, wieder zum Bau geschritten. Diesmal wurde beschlossen, ein völlig neues Schulgebäude zu errichten und das alte als Gemeindehaus zu benützen.

Unter Bürgermeister Josef Zeitlberger wurde trotz Sträubens des damaligen Lehrers Alois Hoppel das neue Schulhaus auf dem sogenannten Schub- oder Schloßberg errichtet (Mörtersdorf Nr. 10). Das Gebäude war aber wieder zu klein. Die Lehrerwohnung bestand aus den zwei kleinen Zimmern gegen Süden, einer Küche und einer Speis. Das Schulzimmer war ebenfalls zu klein und so wurde im Jahre 1874 abermals gebaut. Dies geschah unter dem Schulobmann Franz Wunderl, Bürgermeister Franz Hofmauer und Oberlehrer Bartholomäus Lippburger. Der Eingang in die Schule wurde versetzt und das Schulzimmer an der Nordseite völlig neu angebaut. Durch diesen Umbau konnte der Schulunterricht erst am 7. Dezember 1874 beginnen. Auch der Keller im Westen wurde neu errichtet.

Der Lehrgehilfe Alois Hoppel verstarb am 6. Jänner 1864 im Alter von 54 Jahren. Ab diesem Tag mußten die Mörtersdorfer Kinder nach Mold zur Schule gehen und die Mörtersdorfer hatten

wenig Aussicht auf einen neuen Lehrer.

Dazu der Chronist:       „Die Mörtersdorfer hatten den verstorbenen Lehrer unsanft behandelt; der Dechant von Gars am Kamp soll gesagt haben: „Von mir aus bekommt ihr keinen Lehrer mehr!“

Doch am 12. März 1864 erscheint Johann Schwarz aus Mittergrabern als neuer Lehrer, der bis April 1873 in Mörtersdorf blieb, dann aber zur Dienstleistung nach Sallapulka abberufen wurde.

Von April 1873 bis April 1874 erteilte der Zaingruber Lehrer Leopold Mader in Mörtersdorf Nachmittagsunterricht und in Zaingrub Vormittagsunterricht.

Bis 5. November 1872 mußten die Mörtersdorfer Schüler 2 mal wöchentlich nach Mold zum Religionsunterricht gehen.

Der erste gesetzliche Religionsunterricht an der Mörtersdorfer Schule wurde am 5. November 1872 abgehalten. Es erscheint als erster Katechet Herr Pater Anton Mayerbäuerl aus Maria Dreieichen wöchentlich zweimal „sehr fleißig“ und erteilt den Religionsunterricht. Seine Äußerung darüber: „Es ist ein sehr mühevolles, aber ein sehr großes, gutes Werk!

Einige Ortsschulratsobmänner: Franz Wunderl, Mörtersdorf 3
Johann Brunner, Mörtersdorf 27
Anton Eckhart, Mörtersdorf 42
Franz Hofbauer
Karl Ertl, Mörtersdorf 23

Im Jahre 1878 wurde erstmals in der Volksschule Mörtersdorf die Industrieschule (Mädchenhandarbeit) eingeführt. Ebenfalls in diesem Jahr wurde ober der Kellergasse gegen den „Pöllinger Berg“ der Turnplatz errichtet, zu welchem Herr Anton Strommer aus Mold die Turngeräte um den Preis von 75 Gulden herstellte.

Ein Jahr später im Frühjahr wurde der erste Spatenstich zum Schulgarten getan. Er wurde im sogenannten Halterwiesel errichtet.

Infolge Vermählung des verwitweten Schulleiters Bartholomäus Lippburger mit der Industrielehrerin Fräulein Antonie Cyrin, schied die zur Zeit in Mörtersdorf tätige Industrielehrerin Fräulein Maria Mader, Lehrerstochter von Zaingrub, von der Schule Mörtersdorf und übernahm die Industrieschule in Mold. Fräulein Cyrin übernahm mit 1. Jänner 1884 als Antonia Lippburger, Schulleitersgattin, die Industrieschule in Mörtersdorf.

Vom 11. bis 18. November mußte die Schule wegen starken Auftretens von Masern geschlossen werden.

Im Schuljahr 1889/90 gab es in der Volksschule Mörtersdorf 55 Kinder (30 Knaben und 25 Mädchen).

Die Schülerzahlen im Schuljahr 1891/92: 30 Knaben und 22 Mädchen
Die Schülerzahlen im Schuljahr 1892/93: 29 Knaben und 23 Mädchen

Einige Schüler machten auch von der Schulerleichterung Gebrauch.

Schülerstand am 1. Mai 1900: 12 Knaben  und  12 Mädchen

Am 16. Juli 1903 verstarb der langjährige Schulleiter Bartholomäus Lippburger im 67. Lebensjahr.

Am 4. Mai 1908 wurden am Dorfplatz zu beiden Seiten des Spritzenhauses der Freiwilligen Feuerwehr 2 „Kaiser - Jubiläums - Linden“ angepflanzt.

Die Religionsprüdung wurde am 7. Juni 1910 um 3 Uhr nachmittags durch den Bischof Dr. Johannes  Rößler aus St. Pölten abgehalten. Am folgenden Tag spendete er in Maria Dreieichen ca. 1.200 Firmlingen das Sakrament der Firmung.

Erst auf Grund des Erlasses des k.k. NÖ Landesschulrates vom 11. Jänner 1911, Zl. 6074-II wird der Schulbeginn auf den 1. September verlegt. Vom 1. Juli bis 1. September sind ab nun die zweimonatigen Hauptferien. Bis zu diesem Tag war es so, daß das Schuljahr vom 1. Mai bis 30. April des folgenden Jahres dauerte. Die Ferien wurden in 5 Wochen im Sommer und 1 Woche im Herbst geteilt.

Im Schuljahr 1911/12 wurden die alten Schulbänke durch neue ersetzt. (Modell Swoboda). Weiters wurde die Lehrerbibliothek neu angelegt. Auch einige Umbauarbeiten wurden vorgenommen (Vergrößerung von zwei Fenstern und Erneuerung des Fußbodens der Schule).

In den Kriegsjahren mußten auch die Mörtersdorfer Volksschüler fleißig Brennesseln, Brombeerblätter, Wolle, Gummi und Alteisen sammeln.

Ein besonders schönes Ergebnis hatte die Aktion „Weihnacht im Felde“ im Kriegsjahr 1915/16:

319 Päckchen, weihnachtlich mit Tannenreisig geschmückt, Briefe und Karten der Schüler an die Soldaten im Felde, füllten eine Kiste, die 33 kg wog. Der Inhalt waren gedörrtes Obst, Tee mit je 20 Würfeln Zucker, Schokolade, Lebkuchen, Hartbäckereien, Zigarren, Nähtüchlein und Nüsse. Diese Liebesgaben wurden in einem Feld - Maroden - Lazarett verteilt und die Soldaten bedankten sich herzlich mit Briefen und Karten.

Am 8. September 1917 wurde in Maria Dreieichen der Herz - Jesu - Altar geweiht. An beiden Seiten des Altars befinden sich Rahmen mit den Gedenktafeln der gefallenen Helden des 1. Weltkrieges aus der gesamten Pfarre.

Erst seit dem Jahr 1919 wird der 1. Mai als Schulfeiertag gehalten.

Der Abschied des Lehrers Oskar Bauer von der Mörtersdorfer Schule im Jahre 1920:

Abschied

Der Abschied von Mörtersdorf wird mir schwer. Ich werde die hiesige, sehr schulfreundliche Bevölkerung und besonders meine lieben, fleißigen Schüler nie vergessen. Mögen sie einst brave und tüchtige Menschen werden.“

In der Schulchronik befinden sich eine Original „Brot- und Mehlkarte, eine Seifenzusatzkarte und eine Zuckergrundkarte B für Landgemeinden. Auf die Rückseite dieser Karten schrieb der Chronist:

„Diese Karten legen Zeugnis ab von der furchtbaren Not, die während und nach diesem Weltkrieg an Lebensmitteln und fast sämtlichen Gebrauchsgegenständen herrschte. Dafür blühte das Hamstererunwesen im ganzen Lande. Erst in den Jahren 1922 und 1923 verschwanden diese Karten.“

Am 14. Dezember 1920 verstarb der Schüler des 5. Schuljahres, Leopold Bock im Spital zu Gars am Kamp.

Ostersonntag, 16. April 1922, wurde die von der Gemeinde Mörtersdorf um den Betrag von einer Million Kronen angekaufte Metallglocke geweiht. Die Weihe nahm P. Ludwig Rabensteiner vor. Der Chronist: „Nach der Dankesrede des Bürgermeisters Ignaz Schiedlbauer wurde die Glocke unter allgemeinem Jubel der Bevölkerung durch Schmiedemeister Rupert Rogetzer und einigen Dorfburschen aufgezogen und nach mehrjähriger Pause ertönte ihr heller Klang zur Ehre Gottes und zur Freude der Bewohner über das Dorf.“

Auf Betreiben des Schulleiters Karl Lackner werden wieder bauliche Veränderungen am Schulgebäude im Jahre 1923 vorgenommen: Bauleiter war der Maurermeister Heinrich Dumfahrt aus St. Bernhard. Die 80 cm starke Steinmauer zwischen Kabinett und Küche, der Kamin mit dem Backofen und das alte Gewölbe wurden eingerissen. An Stelle der Steinmauer kam eine 15 cm starke Ziegelmauer, in einer Ecke der Küche wurde ein Zylinder aufgeführt. Durch diesen Umbau wurde die Küche um 3 m² größer. Außerdem wurde das Dach vollständig ausgebessert und rückwärtig Dachrinnen angebracht.

Am 19. August 1923 heiratete der Schulleiter in Maria Dreieichen Fräulein Grete Klein, Tochter des Lehrers und Ehrenchormeisters Josef  Klein aus Horn. Bei dieser Gelegenheit wurde dem jungen Paar außer vielen Glück- und Segenswünschen auch folgende Aussteuer von der Gemeinde übergeben:        80 kg Mehl, 10 kg Fett, 300 Eier und 3 kg Butter.

Schuljahr 1924/25, der Chronist erzählt:

„Ein besonderes Kapitel in der Geschichte der Schule und des Ortes bildet die Nichteinleitung des elektrischen Lichtes in die Wohnung des Schulleiters. In der Sitzung des Gemeinderates am 25. Jänner 1925 wurden im Voranschlag für das Jahr 1925 für unvorhergesehene Fälle 2 Millionen Kronen eingesetzt mit dem Bemerken, daß im Falle einer Elektrifizierung des Ortes das Licht auch in die Schulwohnung eingeleitet werde. (Die Verhandlungen waren damals mit dem Horner Werk noch nicht abgeschlossen). Nach dem Abschluß mit dem Horner Werk wurde abermals eine Sitzung einberufen, in welcher der Ortsschulrat beschloß, das elektrische Licht in die Dienstwohnung einleiten zu lassen, nachdem sich der Schulleiter bereits erklärt hatte, den Zähler selbst zu kaufen (Kosten 500.000 Kronen). Bei dieser Sitzung schrieb der Schulleiter nach Befragen der anwesenden Mitglieder des Ortsschulrates (Obmann Wunderl, Bürgermeister Schiedlbauer und Vizebürgermeister Bauer) das Sitzungsprotokoll nicht ein, sondern vertraute dem gegebenen Worte der obgenannten Funktionäre. Nun kam der Hinterhalt. Als ein Beamter des Horner Werkes und ein Arbeiter kamen, um zwecks Kostenvoranschlages die Länge der Leitung abzumessen, wurde auf einmal vom anwesenden Obmann dem Schulleiter mitgeteilt, daß er die Arbeiter verpflegen müsse mit der Bemerkung, dass andere Schulleiter bzw. Oberlehrer die Arbeiter verpflegt hätten. (Vorher war von der Verpflegung keine Rede). Der Schulleiter erklärte, die Verpflegung nicht leisten zu können und auch nicht zu wollen, da er sich ja im Falle eines Weggehens von der Schule nichts mitnehmen könne und machte folgenden Vermittlungsvorschlag: Die Arbeiter sollen wie bei der Einleitung des Ortsnetzes von den Bauern verpflegt werden, während sich der Schulleiter verpflichtet, denselben Betrag (2 Schilling), den die Bauern für die Verpflegung der Arbeiter bei Einleitung des Ortsnetzes bekamen, zu Handen des Lichtausschusses (Obmann Johann Moser) zu erlegen. Auf diese Weise würde die Verpflegung der Arbeiter dem Schulleiter auf ca. 16 Schilling kommen. Dieser Vermittlungsvorschlag wurde mit leeren Ausreden abgewiesen. Nachdem über die Verpflegung über diesen Punkt (von einigen Ortsschulratsmitgliedern mit großer Freude) fallen gelassen und die Einleitung des Lichtes unterblieb.“

 Erst am Karfreitag des Jahres 1926 wurde das elektrische Licht in die Lehrerwohnung eingeleitet.

Am 15. August 1926 erfolgte die Weihe der vom Kommerzialrat Johann Sagl gespendeten Kirchenfahne in Maria Dreieichen. Fahnenpatin war Frau Katharina Sagl.

Am 22. August des selben Jahres wurde am Schulgebäude ein Blitzableiter durch die Firma Swariczek aus Horn installiert. Die Kosten betrugen 172 Schilling.

Neuwahl des Ortsschulrates am 9. Juni 1930:

Vorsitzender: Josef Moser, Gendarmeriebeamter in Pension und Wirtschaftsbesitzer
Stellvertreter: Rupert Wunderl
Schulaufseher: Franz Dornhackl
Gemeindevertreter: Bürgermeister Ignaz Schiedlbauer
Mitglieder: Josef Reiß,
Rupert Purker
Josef Brunner
Franz Riel
Franz Kowar

Am 24. Juli des Jahres 1932 zelebrierte Herr Franz Wunderl, Sohn des Anton Wunderl aus Mörtersdorf Nr. 19, sein erstes hl. Meßopfer in der Kirche zu Maria Dreieichen.

Im Frühjahr 1933 verbreitete sich immer mehr das Gerücht, daß einklassige Schulen mit geringer Schülerzahl aufgelassen werden sollen. Da bei diesem Abbau auch die hiesige Schule mit 16 Schulkindern in Betracht gezogen wurde, mußte man die Schülerzahl künstlich erhöhen. Fünf Wirtschaftsbesitzer aus Mörtersdorf nahmen je 1 Kind in Pflege, so daß die Schülerzahl 24 betrug. Im Laufe des Jahres 1933 wurde von einem Abbau einklassiger Schulen wieder abgesehen, da der Widerstand der Schulgemeinden zu groß war.

Am 27. Mai 1934 wurde vor dem Kriegeraltar in Maria Dreieichen die vom Ortsschulrat Mörtersdorf gespendete Schulfahne geweiht.

Oberlehrer Lackner erhielt ganz überraschend am 27. August 1934 den Bescheid seines amtswegigen Ausscheidens aus dem Schuldienst (Zwangspensionierung).

Am 20. Juni 1936 wurde in Mörtersdorf eine Sonnwendfeier abgehalten.

Der sehr begabte Schüler Karl Heiß starb nach kurzer Krankheit im Alter von 10 Jahren.

Schülerstand 1936/37: 7 Knaben, 14 Mädchen.

Oberlehrer Franz Trenker verunglückte am 7. April 1937 mit dem Fahrrad im Dienste der Volksabstimmung (Kniegelenksbruch).

Im Frühjahr 1937 wurden beim Schulgebäude eine Waschküche und ein neuer Schuppen errichtet. Der Bodenaufgang wurde vom Freien in den Schuppen verlegt.

Schülerstand im Schuljahr 1938/39: 6 Knaben, 10 Mädchen

Zu Beginn des Schuljahres 1938/39 erfolgte die Einführung des „Wochenspruches“.

Dazu der Chronist: „Die Einführung des Wochenspruches war bis jetzt eine der besten Neuerungen.“

Wegen Lehrermangels wurde die Schule am 18. September 1939 geschlossen. Die Schüler wurden nach Nonndorf bei Gars eingeschult.

(Anmerkung des Verfassers: Der Hinweis in der Schulchronik Mörtersdorf, dass die Ereignisse der Kriegsjahre 1939 bis 1945 in der Schulchronik Nonndorf festgehalten sind, konnte nicht bestätigt werden, da die Schulchronik der Volksschule Nonndorf dieser Jahre nicht existiert.)

Oberlehrer Franz Trenker stand vom 18.9.1939 bis 4.10.1939 als Leiter der Volksschule Pernegg in Verwendung, kam anschließend vom 5.10. bis 16.10.1939 nach Rafing und hierauf ab 17.10.1939 bis 10.2.1940 an die Volks-, Haupt- und Berufsschule nach Horn. Am 11.2.1940 trat er seinen Dienst an der Volksschule in Sachsendorf an, wo er bis 10.2.1942 unterrichtete. Anschließend wurde er am 11.2.1942 zur Deutschen Wehrmacht eingezogen und wurde am 23.1.1945 krankheitshalber entlassen.

Lassen wir wieder den Chronisten erzählen:

„Obwohl Oberlehrer Trenker weiterhin in Mörtersdorf definitiv blieb, an den angeführten Schulen also nur aushilfsweise verwendet wurde und die Schließung der Schule nur eine Kriegsmaßnahme war, hatten die verantwortlichen Vertreter der Gemeinde für die Erhaltung der Schule, insbesondere des Schulgebäudes nichts übrig. So kam es, daß der Keller seit 5 Jahren eingestürzt ist, das Dach seit 4 Jahren starke Sturmschäden aufweist, der Rauchfang seit 3 Jahren zur Hälfte herabgestürzt und die Hofeinrichtung vollkommen verfallen ist. Ja, es war nicht einmal zu erreichen, die paar Bretter für den vollkommen vermoderten Fußboden im Vorzimmer zu beschaffen. Alle Schuld kann man allerdings den Herren Vertreter der Gemeinde nicht auflasten, denn es handelt sich um Zeiten, wo man für Geld sehr wenig, für Lebensmittel aber alles haben kann, viel mehr als einen ausgebesserten Fußboden oder einen reparierten Rauchfang. Noch eins sei vermerkt: Zur Schule gehört auch ein Obstgarten am Bach. Er wurde seinerzeit vom Schulleiter Lippburger angelegt. Die Nutzung steht dem jeweiligen Oberlehrer zu; auch die Pflege desselben. Trotz dieses Rechtszustandes wurde an einem Sonntag im September 1939 auf Betreiben der Funktionäre und mit Einwilligung des Bürgermeisters alles Obst im Schulgarten öffentlich versteigert. Selbstverständlich wurde der Oberlehrer von der Versteigerung nicht in Kenntnis gesetzt, da er ja dagegen Einspruch erhoben hätte.

Der Bevölkerung gegenüber erklärten die Herren, daß der Schulgarten von nun an der Gemeinde gehöre. Als der Oberlehrer von der Versteigerung erfuhr, führten die Käufer ihre Äpfel bereits in Säcken nach Hause. Der Grund zu diesem Bosheitsakt lag wahrscheinlich in der Gehässigkeit dieser Herren dem Oberlehrer gegenüber. Nun hatte tatsächlich der Bürgermeister bestimmt, daß der Schulgarten der Gemeinde gehört, das Obst also zu versteigern ist, aber die Herren hatten in ihrem blinden Eifer ganz vergessen, daß die 18 jungen Bäumchen nicht mit Stroh eingebunden wurden und infolgedessen im darauffolgenden strengen Winter durch Hasenfraß alle zugrunde gingen.“

Die Volksschule Mörtersdorf wurde am 6. Februar 1945 wieder eröffnet.

Mit Beginn des Schuljahres 1945/46 wurde in Mörtersdorf  und Nonndorf der Wechselunterricht eingeführt.

Oberlehrer Alois Haller aus Nonndorf mußte am Montag, Mittwoch und Freitag in Mörtersdorf und an den übrigen Tagen an seiner Stammschule in Nonndorf unterrichten. Damit konnte der Schulbetrieb bis zur Zuweisung einer neuen Lehrkraft, trotz mancher Erschwernisse (Mangel an Heften und Büchern) im neuen Schuljahr weitergeführt werden.

Schülerstand im Schuljahr 1945/46:     17 Knaben, 12 Mädchen (davon sind 9 Gastschüler)

Die Leitung der Volksschule Mörtersdorf wurde von der Volksschule Nonndorf aus geführt. Erst am 20. März 1946 konnte der neue Lehrer Hubert Nagl wieder in die Dienstwohnung der Volksschule Mörtersdorf einziehen.

Konstituierende Sitzung des Ortsschulrates am 19. Juni 1946:

Obmann: August Groll
Stellvertreter: Anton Huber
Schulaufseher: Anton Zeitlberger
Mitglieder: Karl Wunderl
Rupert Purker
Anton Ponstingl
Rupert Wunderl

 Mit Beginn des Schuljahres 1946/47 mußte die Mörtersdorfer Schule wieder geschlossen werden. Die Kinder werden wieder nach Nonndorf eingeschult.

Ab Dezember 1946 gibt es wieder Wechselunterricht an der Volksschule Mörtersdorf und Maiersch, je 3 Tage an einer Schule.

Die Weihnachtsferien mußten 1946 wegen des außergewöhnlich strengen Winters und Mangels an Heizmaterial bis 31. Jänner 1947 verlängert werden.

Durch eine stark auftretende Kinderlähmungsepidemie wird der Schulbeginn im Schuljahr 1947/48 um einen Monat verschoben.

Der Chronist: „Am 29. September 1947 war endlich Schulbeginn - zum Leidwesen der Kinder und zur Freude der Eltern. Endlich soll wieder regelmäßiger Schulbetrieb sein!“

Die Instandsetzungsarbeiten an der Schule sind wieder ein Stück fortgeschritten. Der Schulhof wurde neu eingezäunt und ein neuer Brunnen ersetzt den alten. Auch das Dach wurde generalüberholt. Es bleibt aber noch sehr viel am Schulgebäude zu reparieren, aber die Gemeinde hat nicht nur finanzielle Sorgen, sondern auch eine Gefahr bedroht das Gemeindeleben, wird mit Schrecken wahrgenommen, kann aber wohl nicht mehr aufgehalten werden. .....

„Die Schule als Kulturmittelpunkt des Ortes wird bald ihre Tore ganz schließen müssen, da der Kindernachwuchs derart sinkt, daß die Schülerzahl schon in einem Jahr unter 15 Kinder sinken wird und auch die Aussicht auf Jahre hindurch nicht besteht.

Ein sterbendes Dorf im allgemeinen Wiederaufbau nach dem Weltkrieg. Ja, auch die Gemeinde ist sehr rege im Wiederaufbau begriffen, vieles wurde bereits gemacht, aber das Wichtigste fehlt - die Jugend, die die Tradition der Eltern fortsetzen soll, die der Lebensimpuls einer jeden Gemeinde sein soll, die fehlt. Eines wurde hier als Folge des verflossenen, schweren Krieges deutlich sichtbar: Die Entwurzelung des bodenständigen Bauerntums. Soll das wieder einmal anders werden?“

Der Mai 1948 brachte im Schulbetrieb eine Abwechslung. Die große Maikäferplage brachte es mit sich, daß die Schulkinder durch 14 Tage hindurch täglich Käfersammeln gingen. 272 kg war das stolze Sammelergebnis. Das Geld dafür wurde für den Schulausflug nach Mariazell verwendet.

Die Lehrmittel haben durch die Schließung der Schule in den Kriegsjahren und der nachfolgenden Zeit sehr gelitten. Von den wenigen Dingen, die vorhanden sind, sind viele unbrauchbar geworden. Die alten Schulbänke sind überaus unpraktisch. Die Kinder sind bei den schriftlichen Arbeiten sehr beengt. Hefte und Bücher rutschen herab, da das Auflagebrett viel zu steil gestellt ist. Federstiel oder Bleistift aufzulegen ist fast unmöglich, die Rillen hierfür sind zu flach. Die Kinder helfen sich, indem sie kleine Nägel in das Pult einschlagen.

Im Schuljahr 1949/50 wurden statt der alten Kataloge erstmals Schülerbeschreibungsbögen verwendet.

Die Mädchen der Volksschule Mörtersdorf mußten im Schuljahr 1950/51 einmal in der Woche zum Handarbeitsunterricht nach Nonndorf gehen.

Im Jahr 1954 stand der Bau einer neuen Schule zur Diskussion, wurde aber wieder wegen zu geringer Kinderzahl fallengelassen.

Noch einmal wurde die Volksschule Mörtersdorf am 6. Oktober 1956 vorübergehend geschlossen, die Kinder nach Mold eingeschult.

Es war aber das Bestreben der Eltern, die Schule wieder im eigenen Ort zu erhalten. Unter Bürgermeister Rupert Wunderl wurden die Vorarbeiten hierzu geleistet. Das Schulhaus wurde restauriert und die Lehrmittel erneuert.

Nach Besichtigung des Schulhauses durch Bezirkshauptmann ORR Dr. Schneider und Bezirksschulinspektor OSR Josef Weghaupt konnte die Volksschule Mörtersdorf am 1. Mai 1958 wieder eröffnet werden. Der normale Unterricht wurde am 2. Mai 1959 aufgenommen.

Schülerstand im Schuljahr 1958/59: 7 Knaben, 3 Mädchen

Im Schuljahr 1961/62 haben die Mädchen wieder in Mörtersdorf Mädchenhandarbeit.

Der Zustand des Schulgebäudes bei der Übernahme der prov. Leitung durch den Lehrer Hermann Steiner im Jahre 1961:

“Der Klassenraum macht durch die neue Einrichtung, Fußboden, Tafel, Lehrmittelkasten einen guten Eindruck. Die Lehrerwohnung hat wohl im Wohnzimmer einen neuen Boden, doch schließt keine Tür richtig. Über der Tür in das Schlafzimmer und im Schlafzimmer selbst sind arge Sprünge, so daß nahezu Einsturzgefahr besteht. Die Küche und die übrigen kleinen Zimmer sind in einem altertümlichen Zustand und haben weder richtig schließende Türen, noch Fenster.

Der schlechteste Teil ist die Klosettanlage. Sie ist baufällig und in schändlichem Zustand. Eine angebliche Speise muß besser als „Rumpelkammer“ bezeichnet werden. Der Gemüsegarten ist arg verwildert.“

Schon vor Dienstantritt in Mörtersdorf wurden die Verhandlungen wegen des Umbaues der Lehrerwohnung und der Klosettanlagen mit der Gemeinde Mörtersdorf begonnen.

Im Oktober 1961 wurde ein Sachverständiger der NÖ Landesregierung (Bauabteilung) nach Mörtersdorf entsandt, der eine nach den NÖ Bauvorschriften entsprechende Art des Umbaues für unmöglich fand. Der Schulleiter versuchte nun selbst einen Plan zu entwerfen, dieser wurde dem Garser Baumeister Buhl vorgelegt und für möglich befunden. Nach der Vollendung der Pläne wurde auch ein Ansuchen um Subventionierung aus Mitteln des Schulbaufonds eingebracht, jedoch nach langer Wartezeit abgelehnt. Die Gemeinde nimmt aber, da sie die Notwendigkeit des Umbaues der Schule einsieht, die finanzielle Last auf sich und schlägert 40 Festmeter Holz aus dem Gemeindewald. Das Holz übernimmt die Firma Aschauer, welche auch die Tischlerarbeiten durchführen soll.

Noch im Herbst 1961 wird eine Reparatur des Daches am Schulhaus durchgeführt.

Es gab auch erstmals im Schuljahr 1961/62 Musikunterricht an der Volksschule Mörtersdorf und bei verschiedenen Feiern wirkte diese Blockflötengruppe mit.

Die Bauarbeiten an der Schule begannen am 13. November 1962 und wurden im März 1963 abgeschlossen.

Der Chronist schreibt:

„Es entstand eine in jeder weise moderne, zweckmäßige und schöne Lehrerwohnung. Durch ein kleines Zimmer kommt man vom Schulgang in das eigentliche Vorzimmer der Wohnung, das vom Hinterhof zu betreten ist. Von diesem kommt man in das geräumige Wohnzimmer und in das Schlafzimmer. Links vom Vorzimmer liegt die geräumige Küche. Von dieser erreicht man über drei Stufen den Gang zu Badezimmer, Gang und Klosett. Diese drei Räume waren vorher nicht geteilt und wurden als Waschküche benutzt. Eine in den Brunnen eingebaute Unterwasserpumpe sorgt für die Wasserversorgung der Wohnung und der Klasse.“

Das Schuljahr 1965/66 stand nun endgültig im Zeichen der Schließung der Volksschule Mörtersdorf. Schülerstand:    10 Knaben, 7 Mädchen

Der letzte Lehrer in Mörtersdorf, Hermann Steiner, berichtet: „Die Stillegung der Volksschule Mörtersdorf regte die Bevölkerung zu einer heftigen Diskussion an. Die Gemeindevertretung machte einen Versuch, die Schließung der Schule abzuwenden und sprach bei der NÖ Landesregierung vor. Sie kam dabei aber nur bis zum Vorzimmer des Schulreferates. Ein zweiter Versuch wurde nicht mehr unternommen, sah man in Mörtersdorf doch ein, daß das wichtigste Gut für den Bestand einer Schule, die Kinder, nicht in genügender Anzahl in den künftigen Jahren vorhanden sind und fügte sich dem Schicksal.

Die Frage, wohin mit den Kindern, beschäftigte verständlicherweise die Eltern sehr. Es wurde von Horn und Gars gesprochen. Horn gab man den Vorrang. Gars sei zu „modern“ und daher zu „gefährlich“ für die Kinder, so meinten manche Eltern.

Am 12. Juli 1966 war es dann soweit. Die Volksschule wurde stillgelegt und die Kinder nach Gars am Kamp eingeschult.

Wenige Tage später wurde die gesamte Schuleinrichtung an die Gemeinde Altenburg verkauft.

Das so gemütliche, nette Klassenzimmer steht nun leer und verlassen.

Nicht ohne Wehmut gedenkt der Schulleiter der Zeit, da er hier den Unterricht versehen durfte. Er war stets bemüht, den Kindern ein wohlwollender und gerechter Lehrer zu sein und den Dorfbewohnern hilfreich mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, wenn sie es nur wünschten.

Das Schulgebäude samt Garten wurde am 2. Februar 1973 von der Gemeinde an die Familie Ponstingl verkauft.

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8. Lehrer an der Volksschule

 


von - bis Lehrer von - bis Aushilfen

- 1783 Resler
-

1783 - 1798 Bernhard  Uhthof
-

1798 - 1807 Michael Huhn
-

1807 - 1832 Georg Fürst
-

1832 - 1864 Alois Hoppel
-

1864 - 1873 Johann Schwarz
-

1873 - 1874 Leopold Mader
-

1874 - 1899 Bartholomäus Lippburger
-

1899 - 1903 Vinzenz Galla 1901 -
Georg Straub
1903 - 1907 Franz Klein 1903 - 1907 Johann Pfeiffer
Rudolf Hönigsberger
Franz Zlabinger
1907 - 1918 Gustav Hohenbichler
-

1915 - 1916 Maria Niemilowicz
-

1918 - 1919 Kamilla Krehan
-

1919 - 1920 Oskar Bauer
-

1920 - 1934 Karl Lackner 1935 -
Franz Berthold
1934 - 1935 Irmgard Riedl
-

1935 - 1939 Franz Trenker
-

Die Volksschule Mörtersdorf wurde mit 18. September 1939 geschlossen und die Kinder waren nach Nonndorf bei Gars eingeschult.

Die Wiedereröffnung der Schule war am 6. Februar 1945.

1945 - 1946 Alois Haller  (Nonndorf und Mörtersdorf)
1946 - 1948 Hubert Nagl
1948 - 1961 Leopold Weinlinger
1961 - 1966 Hermann Steiner

Mit 12. Juli 1966 wurde die Volksschule endgültig geschlossen, die Kinder werden nach Gars am Kamp eingeschult.

Als Religionslehrer waren tätig:

Augustin Mayerbäuerl Willibald Hobza Leander Jordan
Gregor Deimel Placidus Hilscher Robert Breitschopf
Kolumban Graßler Adrian Binder Bruno Gabler
Norbert Hauer Ambros Minarz Viktorin Bachinger
Hieronymus Bitter Maurus Eder Odilo Flagel

Als Industrie- bzw. Handarbeitslehrerinnen waren tätig:

Rosa Klein Maria Gasselseder
Maria Mader Antonia Cyrin
Olga Trall verehelichte Lippburger (2. Ehefrau des Schulleiters)
Theresia Busecker Angela Dirry
Maria Lippburger Elisabeth Kern
Maria Dienstl Franziska Kerndl

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9. Freiwillige  Feuerwehr

(Rupert Purker)

Im Mai des Jahres 1881 brach im Hause Mörtersdorf Nr. 41 Feuer aus, welches Nr. 41 vollständig, Nr. 40 die Scheune, Nr. 38 Hausstock und Scheune, Nr. 37 Scheune und Preßhaus, Nr. 36 Haus und Scheune vollständig eingeäschert.

Daraufhin mußte über behördlichen Auftrag eine Feuerspritze angeschafft werden. Es wurde seitens der Gemeinde Mörtersdorf von der Firma Knaustin, Wien, eine Tragspritze ohne Saugwerk um den Preis von 200 Gulden angekauft. Diese Spritze wurde nun in der Kapelle beim Garten des Hauses Nr. 23 eingestellt.

Als am 30. Juni 1894 das Haus Mörtersdorf Nr. 9 (Hagmann) vollständig abbrannte, zeigte sich, daß die vorhandene Tragspritze zur Bekämpfung eines größeren Brandes nicht ausreichte und es wurde nun über Anregung des damaligen Gemeindevorstehers, Franz Wunderl jun., beschlossen, eine  Freiwillige  Feuerwehr  in Mörtersdorf zu gründen. Durch eifrige Bemühungen des Gemeindevorstehers gelang es, auch den Gemeindeausschuß für seinen Plan zu gewinnen und es meldeten sich auf eine diesbezügliche Aufforderung sofort  2 9  Mitglieder zum Eintritt.

Die Gründungsmitglieder

Name Hausnr. Name Hausnr. Name Hausnr.
Franz und Josef Bauer 2 Josef Kerschbaum 14 Johann Zeitlberger 26
Franz Wunderl jun. 3 Thomas Nepita 16 Johann Jungbauer 27
Anton Zeitlberger 4 Anton Laufenthaler 18 Leopold Kramer 29
Franz Basteiner 5 Anton Wunderl 19 Peter Kowar 33
Franz Lausch 6 Johann Hofbauer 20 Anton Vollmost 36
Leopold Wutzl jun. 7 Josef Moser 21 Anton Nichtawitz 37
Johann Lausch 8 Johann Reiss 21 Ignaz Gartner 39
Ignaz Vollmost 19 Anton Brunner 22 Franz Saglmeister 40
Karl Hofbauer 13 Leopold und Josef Müllner 24 Ignaz Schiedlbauer 42

Am 2. September 1894 faßte der Gemeindeausschuß den Beschluß, zu Feuerwehrzwecken einen Teil des Gemeindewaldes abzuholzen; es wurde dadurch eine Einnahme von 225 Gulden erzielt. Überdies wurde beschlossen, von der Gemeinde Mörtersdorf an die Feuerwehr ein unverzinsliches Darlehen von 100 Gulden zu gewähren. Dieses Darlehen wurde aber von der Feuerwehr nicht in Anspruch genommen.

1894 erbaute die Gemeinde Mörtersdorf an die bestehende Kapelle das Spritzenhaus (besteht heute nicht mehr).

Nachdem am 16. September 1894 laut Sitzungsbeschluß das Grundgesetz der Freiwilligen Feuerwehr Mörtersdorf vom Gemeinderatsausschuß beschlossen und auch von der k.k. Statthalterei unter Zahl 75.963 vom 1. Oktober 1894 der Verein als zu Recht bestätigt worden war, fand am 7. Oktober  1894 die konstituierende Versammlung statt.

Die Wahl ergab folgende Funktionäre:

Hauptmann: Franz Wunderl jun. Stellvertreter: Thomas Nepita
Kassier und Schriftführer: Johann Jungbauer
Steigrollenführer: Josef Bauer Stellvertreter: Ignaz Vollmost
Spritzenrollenführer: Anton Wunderl Stellvertreter: Johann Hofbauer
Ausschussmitglieder: Peter Kowar
Leopold Müllner
Anton Nichtawitz

Der Beitritt zum Landesfeuerwehrverband NÖ erfolgte am 28. Oktober 1894.

Auf Grund eines Spendenaufrufes an diverse Versicherungsanstalten, an den Landesausschuß, an die Bevölkerung von Mörtersdorf, Loibersdorf, Nonndorf bei Gars, Mold und Zaingrub konnte ein beträchtlicher Betrag zur Ausrüstung der Feuerwehr Mörtersdorf eingebracht werden.

Gleichzeitig wurde im Jänner 1895 eine Schutzmann-Abteilung gegründet, wofür sich die älteren Männer des Ortes zur Verfügung stellten: Franz Wunderl sen., Nr. 3; Anton Zeitlberger sen., Nr. 4; Michael Basteiner, Bartholomäus Lippburger, Nr. 10; Karl Ertl, Nr. 23, Johann Zeitlberger, Nr. 26. Als Obmann dieser Schutzmann-Abteilung fungierte der Schulleiter Bartholomäus Lippburger, dessen Stellvertreter war Karl Ertl.

Der Chronist erzählt:

„Unter der tüchtigen Leitung des Hauptmannes Franz Wunderl jun. wurde laut Inventarbuch die Feuerwehr zweckentsprechend ausgerüstet und im Laufe der Jahre die Ausrüstung in gutem Stande erhalten, eventuell auch ergänzt und vermehrt, so daß jetzt der Verein den an ihn gestellten Anforderungen in jeder Richtung entspricht. Die persönliche Ausbildung und die Übungen an der Spritze und den Leitern wurden bis zur vollen Sicherheit vorgenommen, so daß die Mitglieder der Feuerwehr ihrer Aufgabe gewachsen sind. Auf ein kameradschaftliches Zusammenleben wurde durch zahlreiche, gut besuchte Versammlungen hingewirkt und zeigt sich auch in dieser Richtung ein guter Erfolg.“

Die Feuerwehr kam auch in die Lage, in den umliegenden Ortschaften Hilfebringung zu leisten, und zwar:

Am 31.5.1895 in Maria Dreieichen, am 12. Mai 1896 in Mold, am 19.8.1897 in Reinprechtspölla, am 13.November 1897 in Loibersdorf.“

Das 1. Protokollbuch der Freiwilligen Feuerwehr Mörtersdorf endet im Jahre 1907. Dann fehlen sämtliche Aufzeichnungen.

Das 2. Protokollbuch wurde am 23. Jänner 1927 mit dem Protokoll über die an diesem Tag stattgefundene Hauptversammlung eröffnet. Schriftführer war damals der Volksschuldirektor Karl Lackner.

Im Jahre 1927 hatte die Feuerwehr Mörtersdorf 29 ausübende und 5 unterstützende Mitglieder.

Am 29. April 1928 werden zwei Feuerwehrmänner zur Ausbildung im Sanitätsdienst herangezogen. Es sind dies Franz Dornhackl und Franz Weißkirchner.

Am 8. September 1928 wurden die Mitglieder Anton Juber und Franz Lausch mit der 25jährigen Jubiläumsmedaille dekoriert.

Das Mitglied Franz Bojanovsky verunglückte 1928 bei der Glockenweihe in Maria Dreieichen schwer.

Alarmierungen im Jahre 1928:

Zum Brande nach Maiersch; in Nonndorf wurde wegen Abflammens des Feuers umgekehrt; zum Brande in der Nadelfabrik in Zitternberg wurde wegen Zwecklosigkeit nicht ausgerückt.

Am Feuerwehrball, welcher am 5. Februar 1928 im Gasthaus Schiedlbauer in Mörtersdorf stattfand, spielte die Burschenkapelle aus Mold. Die Musik des Feuerwehrballes am Faschingsonntag des Jahres 1929 besorgte die Kapelle Rupprecht aus Maria Dreieichen und Umgebung.

Am 11. November 1930 um ca. ½ 3 Uhr nachmittags mußte die Feuerwehr zu einem Brand nach Mold ausrücken.

Hierüber schreibt der Chronist:

„Unser Verein war in 10 Minuten zur Abfahrt bereit und kam trotz Hindernisses in der Bespannung noch vor anderen Vereinen am Brandplatze an. Die Spritze war 2 Stunden hindurch in Tätigkeit.“

Anläßlich seiner goldenen Hochzeit wird das verdienstvolle Mitglied Peter Kowar am 4. Juni 1931 zum Ehrenhauptmann ernannt.

Auf Grund eines Beschlusses vom 19. Juni 1932 wird eine neue Motorspritze von der Fa. Rosenbauer, Type D 35, Modell 1932, 15 PS, angekauft. Der Preis hierfür samt allem Zubehör: 3.905,- Schilling.

Am 1. Juli 1933 wird von den Gebrüdern Berka aus Mörtersdorf ein umgebauter Streifwagen für die neue Motorspritze zum Preis von 450,- Schilling angekauft.

Der Ausschuß beschließt am 25. September 1933, daß von der Feuerwehr Mörtersdorf die gesamte Ausrüstung für eine Gruppe nach Loibersdorf zu liefern ist. Die Firma Rosenbauer stellt eine Rechnung über 848 Schilling für gründliche Instandsetzung der zweirädrigen Czermak-Handdruckspritze.

Dieser Rechnungsbetrag wird am 8. Februar 1934 als Subvention für die Gründung einer Filialfeuerwehr in Loibersdorf gebucht.

Die Abhaltung des 40jährigen Bestandjubiläums der Feuerwehr Mörtersdorf wird einstimmig wegen der schlechten wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse abgelehnt. Es wird beschlossen, die neue Motorspritze im Frühjahr 1934 weihen zu lassen.

Am 2. April 1934 werden für 9 Kameraden Kappen angekauft.

Die Weihe der Motorspritze findet am 27. Mai 1934 statt. Der Kommandant spricht der Mannschaft den Dank für ihr außerordentlich strammes Verhalten bei der Spritzenweihe aus.

Nachdem schon im Jahre 1934 das Benehmen der Mannschaft in Uniform vom Kommandanten beanstandet worden war, wurde im Jahre 1935 sogar ein Mitglied wegen Nichtbefolgung verschiedener Befehle seitens der Vorgesetzten ausgeschlossen.

Seit 1936 ist Oberlehrer Trenker Feuerwehrmitglied und Schriftführer. Die Feuerwehr hat 36 ausübende und 3 unterstützende Mitglieder.

Loibersdorf ist seit 8. Februar 1934 eine Filialfeuerwehr von Mörtersdorf. Es wurden somit alle schriftlichen Agenden betr. Ansuchen um Subventionen usw. von Mörtersdorf erledigt. Auch sämtliche Ausrüstungsgegenstände mußte Mörtersdorf beistellen. So wurden für Loibersdorf im Jahre 1938 zwei Anstell-Leitern, 60 m Schläuche, Stangen für Feuerhaken und 1 Plache für die Spritze angeschafft.

Mit 27. November 1939 wird die Freiwillige Feuerwehr Mörtersdorf als Verein aufgelöst. An ihre Stelle tritt eine Hilfspolizei. Das Vermögen der Feuerwehr geht auf die Großgemeinde Mold über, die es für Feuerlöschrequisiten zu verwenden hat.

Am 27. April 1941 wird sämtliches Inventar der Feuerwehr vom damaligen Kommandanten Ignaz Schiedlbauer an den Truppführer der Hilfspolizei, Franz Kowar, übergeben. Nach 47 Jahren wurde die Freiwillige Feuerwehr Mörtersdorf somit zur Gänze aufgelöst.

Die Kommandanten der Feuerwehr bis zum Jahre 1941:

Franz Wunderl, jun.
Ignaz Schiedlbauer
Franz Kowar, Truppführer der Hilfspolizei

Erst am 18. August 1946 wurde die Feuerwehr Mörtersdorf wieder errichtet. Der neu gewählte Hauptmann Franz Riel wies besonders darauf hin, das bisher bestandene Ansehen der Ortsfeuerwehr aufrecht zu erhalten und die Tradition und die Kameradschaft fortzusetzen.

Da die alte Motorspritze bei den Kriegshandlungen im Jahre 1945 entwendet wurde, mußte eine völlig neue um den Preis von 4.000,- Schilling angekauft werden. Dieser Betrag wurde durch eine Sammlung bei der Bevölkerung der Orte Mörtersdorf, Mold, Zaingrub, Nonndorf, Kotzendorf und Loibersdorf aufgebracht. Die Tradition im Abhalten des jährlichen Feuerwehrballes wurde auch nach der Aktivierung fortgesetzt.

Am 14. März 1948 kommt es auf Grund von Vorfällen bei einem Brandeinsatz und durch persönliche Angriffe gegen die Ehre des Hauptmannes zu dessen Rücktritt.

Bei der Neuwahl am 4. April 1948 wurde folgendes Ergebnis erzielt:

Kommandant: Franz Riel Stellvertreter: Karl Heiß
Zugsführer: Leopold Moser Zeugwart: Anton Huber
Ausschussmitglieder: Karl Wunderl
Josef Bauer
August Groll

Weiters wird eine Kneippkasse eingeführt, die folgende Strafen festlegt.

für einmaliges Fernbleiben von einer Übung S   5,-
für zweimaliges  - „ - S 10,-
für dreimaliges  - „ - S 15,-

Bei weiterem Fernbleiben erfolgt der Ausschluss aus der Feuerwehr.

Im Jahre 1948 wurde die Feuerwehr Mörtersdorf zu einem Brand nach Kotzendorf (Pfannhauser) und im Ort selbst bei Ferdinand Gartner gerufen.

Sonntag, 25. September 1949 feiert die Feuerwehr Mörtersdorf das 55jährige Gründungsfest, verbunden mit der Weihe der neuen Motorspritze. Spritzenpatin war Frau Aschauer, Zimmermeistersgattin aus Gars am Kamp. Ignaz Schiedlbauer wurde zum Ehrenhauptmann ernannt.

Mit 20. Mai 1951 wird die bisher zu Mörtersdorf gehörige Loibersdorfer Feuerwehr selbständig. Sämtliche Ausrüstungsgegenstände werden an Mörtersdorf zurückgegeben.

Im Jahre 1953 wird eine Handantriebssirene gekauft. Bisher erfolgte die Alarmierung durch den Hornisten oder durch das Läuten der Glocke.

Nach eingehender Vorbesprechung wird am 15. Mai 1955 ein Feuerwehrwagen aus Deutsch - Wagram um 3.500,- Schilling gekauft.

Die folgenden Jahre der Feuerwehr Mörtersdorf waren mehr oder weniger bis auf einige kleinere Einsätze ruhig. Es wurden aber laufend die vorgeschriebenen Übungen abgehalten, Kurse besucht, an den verschiedensten Veranstaltungen teilgenommen (Verbandstage, Florianifest, Gruppenübungen, Begräbnisse usw.) und vor allem die Ausrüstung erneuert.

So wurde am 14. Jänner 1972 eine neue Tragkraftspritze „Automatik 75 VW“ von der Firma Rosenbauer angekauft.

Größere Einsätze gab es im Jahr 1974:
11. April  großer Waldbrand in Mold (Kaanwald)
12. September   Tankwagenunfall mit Brand auf der B4 am Mörtersdorfer Berg.

 Zur Finanzierung von Ausrüstung wurde erstmals 1977 ein Feuerwehrheuriger abgehalten.

1978 wurde ein Kleinlöschfahrzeug „Ford Transit“ mit Funk und zusätzlich ein Handfunksprechgerät gekauft.

Bemerkenswert ist, daß jährlich immer mehr technische Einsätze (Verkehrsunfälle mit gefährlichem Ladegut) auf der B 4 zu verzeichnen sind.

Die Neuwahl im Jahr 1986 ergab folgendes Ergebnis:

Kommandant: Rupert Purker Stellvertreter: Erwin Berka
Verwaltungsmeister: Josef Burger Zeugwart: Franz Wunderl jun.

Am 4. Jänner 1987 wurde der Beschluß gefaßt, ein neues Zeughaus zu errichten; schon bald war der Rohbau fertig. Von den Feuerwehrmännern wurden tausende freiwillige Arbeitsstunden geleistet.

Die Einweihung des neuen Zeughauses der Freiwilligen Feuerwehr Mörtersdorf findet am 25. Juni 1989 statt.

Kommandanten seit der 2. Gründung

1946 - 1964 Franz Riel
1965 - 1970 Anton Ponstingl
1970 - 1990 Rupert Purker
1990 - lfd. Ewald Purker

Im Jahr 1989 zählt die Freiwillige Feuerwehr 24 aktive Mitglieder.

„Gott zur Ehr´, dem Nächsten zur Wehr“

soll auch weiterhin der Leitspruch der Freiwilligen Feuerwehr Mörtersdorf sein. Möge der Idealismus so wie bisher weiter blühen und vor allem in der Jugend seine Früchte tragen.

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